Full text: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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tapferen Bekenner des Protestantismus geschätzt und ihn nament- 
lich gerade dort gerne als Zeugen angerufen, wo die milderen 
Formen des Pietismus hervortreten, Ein bedeutsames Erzeugnis 
dieses Pietismus ist Gottfried Arnolds „Unparteyische Kirchen- 
und Ketzer-Historie, von Anfang des Neuen Testaments biß auff das 
Jahr CHristi 1688“ (Franckfurt a. M., 1699), ein Werk, das Christian 
Thomasius für das vortrefflichste Buch nach der Bibel erklärte. ! 
Daß im Kreise der Pietisten die religiöse Richtung Hans Sachsens 
Anklang fand, erscheint von vornherein selbstverständlich, wenn 
man die Abneigung der Pietisten gegen orthodoxen Dogmatismus 
und ihre Hinneigung zum Christentum der Liebe mit dem in den 
Dialogen des Hans Sachs ausgesprochenen religiösen Anschauungen 
in Parallele setzt. Arnold rühmt (a. a. O. Th. 2, S. 130) das viel- 
umstrittene Lied „Warum betrübst du dich, mein Herz“, „welches 
man auch noch in allen Kirchen singet, ungeachtet es nur ein 
Ichuster gemachet“, er erwähnt die lobenden Zeugnisse ver- 
schiedener Männer, namentlich solche von Theologen, Dort, wo 
Arnold von dem Verfalle nach der Reformation spricht (Th. 2, 
3, 152) und dafür einige ältere literarische Belege anführt, ver- 
weist er auch auf einen Dialog des Hans Sachs „Eyn gesprech 
eynes Euangelischen Christen, mit einem Lutherischen darin der 
Ergerlich wandel etlicher, die sich Lutherisch nennen, angezaigt, 
und brüderlich gestrafft wirt 1524“ und führt daraus eine be- 
deutungsvolle Stelle an. 
Einunddreißig Jahre nach dem Tode Arnolds fühlte sich ein 
orthodoxer Theologe, Georg Grosch, gedrungen, gegen den Ver- 
fasser der Kirchen- und Ketzerhistorie in einem Folianten eine 
‚Nothwendige Verthaidigung“ auszuspielen (1745). Grosch weiß in 
den Ausführungen zu der erstgenannten Stelle, an der Arnold über 
Hans Sachs spricht (S. 594, Sp. 2), diesem nur das vollste Lob zu 
spenden. Er bemerkt dabei, daß Hans Sachsens „Verse nicht wegen 
Zierlichkeit der Poesie, sondern wegen des herrlichen Nachdrucks 
und guten Verstandes, so sich überall darinnen zeiget, billig aesti- 
miret werden“. Etwas kritischer wird Grosch schon, wenn er (S. 713) 
dazu Stellung nimmt, daß Arnold Hans Sachs als Zeugen für den 
Verfall nach der Reformation anführt. Er nergelt da zunächst an 
Vel. Alle. deutsche Biographie 1, S. 587.
	        
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