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dadurch entstandenen Hügel der Name Judenbühl entstanden sei.
Ist es auch nicht erwiesen, so ist es doch wahrscheinlich, daß der
Nürnberger „Judenmord“ überhaupt nicht so schlimm war als in
—
der Entscheidung den Nürnberger Staub von den Füßen geschüttelt
haben, andere mögen während des Tumults entflohen sein; auch der
Umstand, daß schon nach drei Jahren die Wiederkehr der Juden nach
Nürnberg erfolgte, läßt vermuten, daß die Erinnerung an ihren
früheren Aufenthalt daselbst nicht gar zu abschreckend gewirkt habe.
Für den Kaiser waren die Juden eine viel zu wertvolle und
ergiebige Quelle, als daß er dieselbe hätte für immer missen mögen,
und da auch die Kasse der Stadt mittelbar beteiligt war, so stand
von diesen zwei Seiten der Wiederkehr der Juden kein Hindernis
mehr im Wege, zumal der Zweck der Gewinnung eines Markfplatzes
ja vollständig erreicht war. Schon am 2. Mai 18352 schloß die
Stadt unter kaiserlicher Genehmigung (denn nur mit Erlaubnis des
Kaisers durfte eine Stadt Juden aufnehmen und sie schützen) mit drei
Vertretern der Angehörigen der Judengemeinde einen Vertrag ab, in
velchem die letzteren sich anheischig machen, sich dort niederzulassen,
vo es der Bürgerschaft am besten dünkt, und auch zugeben, daß alle
Briefe (Urkunden), welche sie zum Schaden der Stadt besäßen oder
einmal erwerben würden, kraftlos sein sollen, wogegen die Stadt
hnen und den später aufzunehmenden Juden den Schutz der Bürger—
schaft verspricht. Kurz darauf, am 26. Mai, erteilte Karl IV. der
Stadt das Privileg, Juden aufzunehmen und erklärte weiter, daß er
die Zinsen und Nutzungen, die ihm von den Juden zufallen würden,
niemandem verpfänden, sondern bei des Kaisers Kammer behalten wolle.
Zur neuen Ansiedlung wurde den Juden die sogenannte Hofstatt
im Taschenthal, die Gegend vom Heumarkt bis an die Pegnitz, an—
zewiesen. Dort hatte ein großer Brand i. J. 1840 sämtliche (angeb—
lich 400) Häuser zerstört und auf dieser ausgedehnten Brandstätte
errichteten nun die Ansiedler ihre neuen Wohnstätten. Die noch
jeute sogenannte Ju dengasse und der obere und untere Judenhof
erinnern noch jetzt an die Wohnsitze, welche die Juden Alt-Nürnbergs
anderthalb Jahrhundert lang inne hatten. Auch ihre Synagoge
vbefand sich daselbst, während ihr Begräbnisplatz außerhalb der da—
maligen Stadtmauer, jenseits des Lauferschlagturms, in der Gegend
der Beckschlagergasse angebracht wurde.
Durch eine empörte Volksmenge wurden die Juden in Nürnberg
hinfort nicht mehr bedroht, wohl aber hatten sie, so lange ihr
Aufenthalt in der Stadt noch währte, über ihre beträchtlichen ordent—
lichen Ausgaben hinaus von den bekannten Abzapfungen im kleinen