Kolb wider den Leibdragoner. 185
Grund zur Annahme besteht, daß alle in dieser Broschüre gegen Lord
Stanhope und Gendarmerieleutnant Hickel erhobenen Vorwürfe jed⸗
weder thatsächlichen Basis entbehren.“ In der Berufungsinstanz kam
es zu einem Vergleiche: der Verleger trug alle Kosten und nahm
das Buch aus dem Handel zurück.
Herr Senatspräsident Schmauß aus Nürnberg sagte in Regens—
burg aus: „Ich muß in der That sagen, ich glaube, daß K. H. ein
Simulant war. Er hat freilich im Anfang nicht entfernt geahnt,
welche Folgen sich an diese vielleicht mutwillige Simulation knüpften;
er kam vielleicht (nein, selbstverständlich, mit immanenter, ethisch—
determinierter Notwendigkeit, L.) von einer Unwahrheit zur andern und
schließlich in eine schiefe Lebensstellung hinein. Ich glaube allerdings,
daß sein ganzes Leben in Nürnberg auf Simulation beruhte. Es
herrschte damals in Nürnberg eine geistige Epidemie, die alles er—
griffen hat.“
Das ganze Kaspar-Hauser-Komplott war durch diesen Prozeß
gründlich blamiert worden, und man beeilte sich, den „Gewährsmann“
dom Rockschoß zu schütteln. Als wäre seit 1872 gar nichts passiert,
erklärte jetzt (1888, Verlag Coppenrath!) der „Forscher“ Kolb den
. von K . . . ..... für einen litterarischen Freibeuter, der
in Wirklichkeit gar nichts wußte“ (was wußte denn Kolb in Wirk—
lichkeit?), einen „Abenteurer“, der allerlei Dinge zusamminschrieb,
von einer vorgeblichen Ministerratssitzung nach dem Tode des Groß—
herzogs Ludwig zu fabeln wußte (genau wie die Frankfurter Zeitung!).
Jetzt hat Kolb „nie verhehlt, daß er jene Schrist vom ersten Augen—
blicke, als er sie sah, als das Machwerk eines Schwindlers ansah,
der in der Hausersache auch nicht das Geringste wußte, der Plagiate
übte sowohl an den Artikeln der Frankfurter Zeitung (die das „Mach—⸗
werk eines Schwindlers“ einem lobenden Feuilletonartikel gewidmet!),
als an den Romanen und sonstigen Erdichtungen früherer Schwindler,
denen es um nichts anderes zu thun war, als sich Mittel zu
ergaunern für ihre elende Existenz“! Dieser Zorn des Gesinnungs—
genossen über den „ihm absolut (7) Unbekannten“ wirkt außerordent—
lich komisch; denn der Hauserskribent Kolb hat nie etwas geleistet.