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hat der Architekt der ganzen Anlage bewiesen, dass er ein fein-
empfindender Künstler ist; denn es spiegeln diese seine Werke im
Äusseren und im Inneren das architektonische Empfinden jener Zeit
wieder, welche Nürnbergs Altstadt zu einer unerschöpflichen Fund-
grube für die Baukünstler unserer Tage gemacht hat. Die technische
Anlage und Einrichtung der ganzen Anstalt aber ist so vollendet
gelungen, dass das neue Nürnberger Krankenhaus heute als die voll-
kommenste Musteranstalt weit über die Grenzen Deutschlands hinaus
gilt und als solche von den Fachmännern rückhaltlos anerkannt wird.
Andere Gebäude dienen als Operationshaus, für Heilgymnastik,
Bäder, für die Maschinen und Dampfkessel, für die Küchen- und
Wirtschaftsräume; sie alle sind durch einen bequem zugänglichen
unterirdischen Verbindungsgang mit dem Maschinenhause verbunden,
von welchem aus sie den zur Heizung benötigten Dampf, Gas, Wasser,
Elektrizität und telephonische Leitungen erhalten.
Die sämtlichen Abwässer müssen, ehe sie dem städt. Kanal-
netze zugeführt werden, eine Kläranlage nach Müller-Nahnsen’schem
System passieren, in welcher alle unreinen Stoffe und Ansteckungs-
keime ausgeschieden werden,
Die Gesamtkosten des Krankenhausbaues betrugen etwa 3!/4 Mil-
lionen Mark, wovon auf die innere Einrichtung und Ausstattung ctwa
340 000 Mk., auf die Heizeinrichtungen ungefähr 750000 Mk.
entfallen.
Dass bei diesem Baue alle technischen und wissenschaftlichen
Errungenschaften der Neuzeit ohne Scheu vor den entstehenden Kosten
voll berücksichtigt werden konnten, ist dem richtigen Verständnis der
städt. Kollegien Nürnbergs zu danken, welche in voller Erkenntnis
des Satzes, dass das Beste gerade gut genug für solche Zwecke sei,
in liberalster Weise die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung stellten
Die Königsstiftungsneubauten.
Die Bestrebungen zur Beschaffung von billigen Wohnungen
für Minderbemittelte reichen in Nürnberg bis in die Mitte dieses
Jahrhunderts zurück. Einer Anordnung König Maximilian IT. folgend,
bildete sich im Jahre 1855 ein Komitee zur Erbauung eines Genossen-
schaftshauses, das den Namen »Königsstiftungshaus« führen und
24 Wohnungen enthalten sollte. Als Zweck der Königsstiftung wurde
bezeichet: Gesunde und möglichst wohlfeile Mietwohnungen für durch