Volltext: 1828-1833 (1. Band)

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Wunder und Ideale. 
nichts, er wiederholte die Frage; sie gab wieder keine Antwort. Sie 
hielt ein weißes Sacktuch in der Hand gegen ihn hin, was er erst 
bei der zweiten Frage bemerkte. Hierauf ging der Mann und hinter 
ihm die Frau zur Thüre hinaus. i) Soweit dessen Erzählung von 
diesem Traume. Ich habe denselben besonders um deswillen so aus— 
führlich hierher erzählt, um damit zugleich auch die Vermutung zu 
begründen, daß diesem Traume wohl mehr zu Grunde liege, als 
einem gewöhnlichen Traumbilde. Es unterschied sich dieser Traum 
von vielen andern, die er außerdem hatte, durch die Bestimmtheit, 
Klarheit der Züge und deren großes Detail. Auch sind es fast lauter 
Erscheinungen, von deren wirklicher Existenz er kaum noch damals 
etwas gewußt haben konnte. Ich kann also als meine Überzeugung 
aussprechen, daß diesem Traume alte, seinem wachenden Bewußtsein 
entschwundene, in seiner Seele nur schlummernde Erinnerungen zu 
Grunde liegen mögen; es ist hierbei der Zug, daß er sich in diesem 
Schlosse, als in seinem Eigentume, gewußt habe, nicht der un— 
bedeutendste.“ 
Wir besitzen aber noch eine andere plastische Offenbarung dancti 
Caspari. 
„Im November des Jahres 1828 fand ich (Daumer) Hauser 
mit der Zeichnung eines männlichen Kopfes beschäftigt. Er sagte 
mir, dieses Gesicht stehe, so wie er es hier abzeichne, vor seinen 
Augen da. Als ich ihm bemerkte, daß das eine Auge des Bildes 
1) Diese ganze Geschichte wörtlich auch bei Daumer, der nun seinerseits 
als Geschichtsschreiber des „vorweltlichen Geistes“ schließt: „Es ist wohl kaum ein 
Zweifel, daß hier Erinnerungen aiis der geheimnisvollen Kindheit Hausers zu Tage 
liegen. Sollte jemand, dem diese Beschreibung zu Gesichte kommt (sie früher be⸗— 
kannt zu geben, war ich gehindert), von einem Gebäude wissen, auf welches Hausers 
Beschreibung paßt, so möge er nicht unterlassen, dies zur ffentlichkeit zu bringen!“ 
Tucher fügte noch ergänzend hinzu: „Ich will bei dieser Erzählung eines andern 
Traumes, welchen er in der Nacht vom 10./11. November 1828 hatte, erwähnen. 
Es träumte ihm nämlich, seine Mutter komme vor sein Bette, begieße sein Gesicht 
mit heißen Thränen und nannte ihn Gottfried, welchen Namen er niemals 
gehört zu haben wiederholt und auf das bestimmteste versicherte. Er erkannte 
diese Frau, ohne daß sie sich besonders zu erkennen gab, als seine Mutter. 
Es war das aber eine andere Person, als die ihm im ersten Traume erschienene.“
	        
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