Volltext: Die Reception des Humanismus in Nürnberg

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seine Dichtung in den modernen Fürstendienst zu stellen, 
und kehrte erst, einer übrigens nur äusserlich beglaubigten 
Tradition nach, spät zurück, um in einem Nürnberger 
Kloster zu sterben. Längst schon hatte inzwischen, wie 
erwähnt, die Kanzlei ihr humanistisch gesinntes Mitglied 
verloren, und wir besitzen die Erklärung, die Niklas von 
Wyles rasches Scheiden von Nürnberg begründet. Er geht, 
weil „in der lufft . . nicht bekomen noch‘ zymen wölt.“*) 
Hier würde man gewiss gern an das geistige Klima der 
Nürnberger Beamtenatmosphäre denken, wenn nicht die 
Fortsetzung jener amtlichen Äusserung eine solche Auf- 
fassung verböte. Als dann 1459 aus der Nürnberger Kanzlei 
ein schriftstellerisches Erzeugnis hervorgeht, die von Platten- 
berger und Truchsess verfasste deutsche Weltchronik, da 
ist es vom Humanismus vollständig unberührt”), und auch 
sonst weist die Nürnberger Litteratur der fünfziger Jahre”) 
nichts auf, was an einen Einfluss, der zehn Jahre früher 
hervorgetretenen Bestrebungen der Heimburgischen Gruppe 
denken liesse. 
Daran trägt nun allerdings sicherlich die, milde aus- 
gedrückt, völlige Unlust der Regierenden, dem Modernen 
enteegenzukommen, nicht allein die Schuld, auch die Eigen- 
art des Heimburgischen Humanismus hat das Ihrige dazu 
beigetragen. Jene humanistischen Samenkörner sind nicht 
nur deswegen nicht aufgegangen, weil der nürnbergische 
Boden für die Saat noch nicht geeignet. war: sie sind auch 
in sich nicht recht triebkräftig, und so kann man keine 
Ernte erwarten. Als eine siegreiche Macht konnte die 
Renaissance ihren Einzug nur halten, wenn sie selbständig 
kam, wenn man für sie als die einzig berechtigte Kultur- 
1) Vgl. ZVLG. 3, S. 406. 
2) Joachimsohn, S. Meisterlin (Bonn 1895) S. 153 ff, 
3) ibid. S. 156.
	        
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