fullscreen: Albrecht Dürer

Zweites Kapitel. 
schier geblendet wurde von der Pracht der Ausstattung, sonder— 
lich in dem großen, von zwei Säulen getragenen Gemach, welches 
die Familie zu festlichen Gelegenheiten vereinte, dem Gemach 
mit den die Wände deckenden flandrischen Tapeten, von Bildern 
aus der heiligen Geschichte kunstvoll durchwirkt, mit dem seltenen 
Prunkgeschirr auf dem Wandgesims, mit dem herrlichen, von 
aller Welt bewunderten Wandkronleuchter von Hirschgeweih und 
Gold, mit dem stattlichen, durch gegossene Erzfiguren gezierten 
Kamin, den zierlich geschnitzten, mit braunem Leder überzogenen 
und mit goldenen Löwenköpfen gekrönten Lehnstühlen und dem 
großen Spiegel von venetianischem Glas. 
In der Fensternische dieses Gemaches saßen an einem 
sonnenhellen Maientag des Jahres 1479 zwei in blaue Sammet— 
gewänder gekleidete Mägdlein mit langen, blonden Zöpfen. Das 
waren die Töchter des Hauses, die fünfzehnjährige Charitas und 
die zwölfjährige Sabine. Sie schauten durch die Glasscheiben 
hinab auf das vor dem Hause stehende Gefährt, vor welchem 
zwei milchweiße Rosse ungeduldig mit den Hufen das Pflaster 
stampften. 
Die Thür ging auf, und hastigen Schrittes trat Frau 
Barbara herein, die Mutter beider Kinder, eine stattlich schöne 
Frau, der alten, hoch angesehenen Patrizierfamilie der Löffelholz 
entsprossen. Auch sie erschien gleich den Töchtern reich geschmückt. 
Das volle braune Haar wurde durch eine luftige, goldgestickte 
Haube zusammengehalten, um Hals und Kinn legte sich ein 
feines weißes Tuch, den schlanken Leib umwallte ein in eine 
lange Schleppe auslaufendes grünes Kleid von feinstem flan— 
drischem Wollenstoff, welches am Gürtel durch eine goldene 
Spange zusammengehalten wurde und aus dessen geschlitzten 
Ärmeln dunkelrotes Seidenfutter hervorschaute, während von 
den Achseln offene, mit weißem Spitzenwerk gefütterte Flügel
	        
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