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richt näher eingehen. Während es in den dreißiger Jahren nur
Kaiserliche und Bayern waren, ließen sich im Januar 1641 plötzlich die
Schweden wieder sehen und verjagten 3 kaiserliche Regimenter aus
ihren Winterquartieren, die sie in dem Nürnbergischen Territorium
bezogen hatten. Doch war ihr Aufenthalt nur von kurzer Dauer. Im
Jahre 1640 und in den folgenden Jahren konnten wieder starke
bayerische Detachements innerhalb der drei Grenzwasser sich einlagern.
Erst 1646 erlangten die Schweden unter dem General Wrangel wieder
in Süddeutschland und so auch im fränkischen Kreise das Übergewicht,
das sie, wenn auch gelegentlich darin gestört, bis zum Schluß des Krieges
behaupteten. Hand in Hand mit den Einquartierungen und Truppen—
Durchmärschen gingen natürlich auch wieder die gewohnten Erpressungen
und scheußlichen Quälereien der Landbevölkerung und eine Unsicherheit
der Straßen durch räuberische Uberfälle und Mordthaten von „Streu—⸗
nern“ und Marodeuren, denen man vergeblich durch scharfe Kreisbeschlüsse
zgegen die „streifenden“ Parteien zu begegnen suchte. Und wo sollte man
das Geld hernehmen zu den unerschwinglichen Kriegskontributionen, die
von beiden mit wechselndem Glück kriegführenden Parteien der reichs—
städtischen Kasse aufgebürdet wurden. War doch diese im Juni 1648
so bis auf den Grund geleert, daß der Rat für ein bei der Bürger—
schaft erhobenes Darlehen die Zinsenzahlung einstellen mußte. Was
die von Zeit zu Zeit stattfindenden Kreisstäge dagegen zu thun
vermochten, war höchstens eine bessere Verteilung, nur selten eine
Milderung der Lasten.
Mit welchen Gefühlen mag da wohl auch in unserer alten
Reichsstadt der Friede begrüßt worden sein, von dessen endlicher Unter⸗
zeichnung ein Kourier in der Nacht auf den 21. Oktober die sichere
Kunde brachte! Viele Jahre lang hatte man an diesem Frieden ge—
arbeitet, bereits 1640 war zu diesem Zwecke in Nürnberg ein kurfürst—
licher Kollegialtag versammelt gewesen. Die Hauptfriedensunterhand—
lungen hatten dann, wie allgemein bekannt, in Münster und Osna—
brück stattgefunden, wo sich Nürnberg durch den Ratskonsulenten
Dr. Tobias lhafen und den Ratsherrn Jobst Christoph von Kreß —
heides uns schon bekannte Namen — vertreten ließ. Allein es dauerte
noch lange, bis das Land von der Geißel der fremden und einheimi⸗
schen Soldateska befreit wurde und damit wieder in den alten Friedens⸗
zustand zurücklehren konnte. Es fehlte an Geld, die Soldaten auszu—⸗
löhnen und namentlich von schwedischer Seite bestand man darauf, daß
erst die Friedensbestimmungen wirklich erfüllt werden müßten, ehe
man seine Truppen abberufen könne. Ferner gab es namentlich be⸗
züglich der konfessionellen Verhältnisse noch eine ganze Reihe von An—