Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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jatzung in Amberg ausgeplündert. Wenn Oberst Leubelfing am 
28. Februar 1635 einen neuen Angriff der Kaiserlichen auf das 
Städtchen glänzend zurückschlug und der Kommandant in Lichtenau 
ÜOberstlieutenant Johann Christoph Koler mit List und Kühnheit al⸗ 
Anschläge auf die Festung zunichte machte, so hatte dies nicht viel zu 
bedeuten, denn bei der völligen Vertreibung der Schweden aus fast 
zanz Süddeutschland war es nur noch eine Frage der Zeit, daß auch 
Nürnberg die Waffen strecken mußte. In der That hatte der Rat 
hereits im November 1634 den „Lieutenant“ Johann Abraham Pömer 
— dem im Januar 1685 der Ratskonsulent Dr. Tobias Olhafen 
aachfolgte — nach Dresden geschickt, um sich an den Friedensver— 
handlungen, die zuerst hier und dann in Prag zwischen dem Kurfürsten 
von Sachsen und dem kaiserlichen Hofe gepflogen wurden, zu beteiligen. 
Unterdessen (im Mai 1635) rückte aber der bayerische General von 
Wahl in die Nürnbergischen Ämter ein und besetzte rasch nach einander 
Neumarkt, Lauf, Altdorf und Hersbruck, welche Städtchen sämtlich 
mit starken kaiserlichen Garnisonen belegt wurden. Als daher am 
20. Mai 1635 Kursachsen zu Prag seinen unrühmlichen Frieden mit 
dem Kaiser machte, dem gleichwohl die Mehrzahl der evangelischen 
Stände sofort zu folgen bereit war, glaubte auch der Nürnberger Rat, 
nicht länger sich der Gefahr von den vereinigten Waffen der Bahern 
und Kaiserlichen aussetzen zu dürfen. In Neumarkt und dann in 
Roth a. S., wo der junge König Ferdinand von Ungarn, der Sohn 
Kaiser Ferdinands II., sich aufhielt, wurden die noch streitigen Punkte 
ausgeglichen. Die Genannten gaben ihre Zustimmung und so konnte 
denn bereits am 24. Juni der Friedensschluß vom Rathaus geblasen 
und unter Glockengeläut und Kanonendonner der — mit Ausnahme 
dielleicht der Geistlichen — gewiß damit einverstandenen Bürgerschaft 
verkündigt werden. 
Man hätte erwarten sollen, daß für eine einfache Reichsstadt, 
die sich so tief mit dem Erzfeinde des Kaisers eingelassen, die Friedens— 
bedingungen ganz außerordentlich schwere gewesen sein müßten. Allein 
man hatte in Wien doch etwas gelernt und verfuhr daher — mit 
einigen Ausnahmen — im ganzen milde mit den reumütig wieder zum 
Gehorsam gegen das Reichsoberhaupt zurückkehrenden evangelischen 
Ständen. Immerhin wurde der Stadt anfangs allerlei Hartes zu— 
gemutet, sie sollte sogar eine kaiserliche Garnison aufnehmen. Der 
Geschicklichkeit der Nürnbergischen Abgesandten gelang es, diese Forde— 
rungen auf ein erträgliches Maß herabzusetzen. Das wichtigste war, 
daß das deutsche Haus samt der Elisabethskapelle und allen übrigen 
„Pertinenzien“ dem Orden und zwar in dem Stande, wie es sich am
	        
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