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wohl zu den regelmässigen, nicht aber zu den notwendigen,
wesentlichen Merkmalen des Handwerks.')
2. auch das Zahlenverhältniss zwischen den Bleistift-
machern und ihren kaufmännischen Auftraggebern spricht
yzegen die Annahme; Schmoller®) erklärt es für das Charak-
teristische in der Verfassung der Hausindustrie, „dass
eine grosse Zahl relativ niedrig stehender Heimarbeiter
von einer kleinen Zahl kaufmännisch geschulter Verleger
abhängig wird“, Nun beträgt aber die Zahl der Bleistift-
macher, selbst wenn wir die vor der Stadt wohnenden
Stümpler noch mitrechnen, sicher nicht mehr wie 20,
während die Zahl der Kaufleute, die sich mit dem Vertrieb
von Bleistiften (neben allen möglichen andern Artikeln)
befassen, auf keinen Fall weniger als 10 gewesen ist.
3. Einen weiteren Gegengrund gegen die Annahme
einer Hausindustrie bildet der neunte Artikel der Blei-
stiftmacher-Ordnung; derselbe verbietet nämlich den Blei-
stiftmachern, sich von jemand anderem heimarbeiten zu
lassen (wie wir das teilweise in der 2. und 3. Periode
antreffen werden), Wenn man ihnen nun aber verbieten
muss, den Verleger zu spielen, dann ist es kaum wahr-
scheinlich, dass sie selbst Heimarbeiter gewesen sind,
4. Das weitaus. stärkste Gegenargument bildet aber
entschieden die Bleistiftmacherordnung selbst. Nie hat in
Nürnberg ein Gewerbe, das von Anfang an hausindustriell
betrieben worden ist, eine solche Ordnung besessen.
Durch die aufgezählten Argumente scheint klar dar-
gethan zu sein, dass wir es hier mit keiner Art von
Hausindustrie zu thun haben, wenngleich sich die einzelnen
Meister in einer ziemlichen Abhängigkeit von den Kauf-
1) Adolph Held (Vortrag über Handwerk und Grossindustrie.
Anhang zu „Zwei Bücher zur sozialen Geschichte Englands“ p. 671).
„-.- meist direkt an Consumenten . .“ also keineswegs immer.
2) Vorlesung über Wesen und Geschichte der Unternehmung und
Unternehmung sformen.