Volltext: Die Nürnberger Bleistiftindustrie von ihren ersten Anfängen bis zur Gegenwart

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beschäftigt sind; durch praktische Unterweisung im Kochen, 
Waschen, Bügeln u. s. w. zu unterrichten und zugleich 
an Ordnung, Pünktlichkeit und Sauberkeit zu gewöhnen 
sein; dies ist freilich alles mit viel Mühe, Zeit und Kosten 
verbunden, erscheint aber als ein notwendiges, unentbehr- 
liches Mittel, wenn das Familienleben in den Arbeiter- 
kreisen da, wo es nötig ist, wieder gehoben und so die 
auflösenden Wirkungen der modernen Fabrikarbeit para- 
lysiert werden sollen. Auf diesem Gebiet erwächst auch 
den Frauen und Töchtern der Arbeitgeber eine Aufgabe, 
ein reiches Feld der Thätigkeit. 
Mit Bezug auf die jugendlichen Arbeiter wäre dies 
in noch viel höherem Grade wünschenswert, allein man 
inuss zugeben, dass gerade in diesem Punkt wohl am 
schwersten eine Besserung zu erreichen ist. ; 
In der allzufrühen pekuniären Selbständigkeit der 
Jugend liegt wohl eine der schlimmsten Folgen unserer 
fabrikindustriellen Entwicklung. Während in andern Be- 
cufen, im Handwerk, u. s. w. über dem jungen Mann noch 
bis ins 18. Lebensjahr und weiter die heilsame Zucht der 
Eltern, der Schule oder des Meisters waltet, stellt sich 
der junge Arbeiter in der Bleistiftindustrie, wie in vielen 
anderen Industrien schon wesentlich auf eigene Füsse; 
von einer Ablieferung des Lohnes an die Eltern ist selten 
die Rede. Weil der junge Mann seinen Unterhalt selbst 
zu verdienen im Stande ist, glaubt er auch von der Pflicht 
kindlicher Pietät, von der Pflicht, den Eltern in ihrem 
Haushalt beizustehen, entbunden zu sein, und verwendet 
in vielen Fällen, was er verdient, nach eigenem Gut- 
Jdünken. Bei dem wenig ausgebildeten Familienleben ist 
gs schliesslich nicht wunderbar, wenn die väterliche oder 
mütterliche Autorität nicht mehr im Stande ist, ihren Willen 
dem halbreifen Jungen gegenüber durchzusetzen. 
Durch die Gewerbeordnung in ihrer jetzigen Gestalt
	        
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