Volltext: Die Nürnberger Bleistiftindustrie von ihren ersten Anfängen bis zur Gegenwart

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Trocknen an Volumen verloren haben, lassen sich jetzt 
leicht aus den Platten herauslösen, zumal da diese zuvor in 
Fett gekocht werden. In Juftdicht veschlossene Schmelz- 
tiegel (später, wie noch heute: thönerne Kästen) verbracht, 
werden die Stängelchen sodann einer Gluthitze ausgesetzt, 
deren Grad von der gewünschten Härte des Stiftes ab- 
hängt. Sind die Stängelchen nun wieder herausgenommen, 
so brauchen sie nur noch in Holz gefasst zu werden. 
So grossen Vorteil die neue Methode der Fabrikation 
auch haben mochte, auf die Nürnberger Industrie übte sie 
aur in sofern eine Wirkung aus, als sie ihr durch die 
verstärkte Konkurrenz gar manchen Konsumenten weg- 
lockte; besonders die österreichischen Fabrikate scheinen 
den Nürnbergischen Eintrag gethan zu haben, über ihren 
Wettbewerb klagen unsere Bleistiftmacher am meisten, 
weniger über den der französischen. 
Wenn nun auch in Nürnberg noch niemand der neuen 
Technik Eingang verschaffte, so galt dies doch nicht 
von der Bleistiftindustrie ganz Bayerns. Im Jahre 1816 
errichtete nämlich die kgl. bayrische Regierung in Obern- 
zell bei Passau eine staatliche Bleistiftfabrik, in der das 
neue Verfahren eingeführt wurde.') Über die Gründe, 
welche die damalige Regierung zu diesem Vorgehen ver- 
anlasste, kann man im Zweifel sein; sie mochte beabsich- 
tigen, gegenüber der im nördlichen Bayern ansässigen In- 
dustrie im Süden eine Rivalin zu schaffen, oder sie glaubte 
vielleicht — und das ist das wahrscheinlichere — durch 
jene Neugründung der heimischen Industrie die notwendige 
Anregung zur Änderung der Technik zu geben. So viel 
ist. sicher, dass man von Anfang an beabsichtigte, den 
Betrieb, nachdem er ordentlich in Gang gekommen, in 
1) Einige Daten über diese Fabrik s. bayr. Kunst- und Gewerbe- 
blatt 1826. p. 545, (Das sämmtliche verwendete Cedernholz wurde von 
Nürnberg bezogen.)
	        
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