Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. JI. 135
Hermann Doll hebt beide Hände auf und spricht:
O liebe Nachbarn, schweiget still
Und redet das nicht von mir aus,
Ich dürfte dann nicht mehr nach Haus.
Ich leugne nicht, es bleibt nun wahr,
Die Kunst hat es erwiesen klar:
Ich stahl mein Lebtag mancherlei,
Doch war ich selbst sonst stets dabei.
Den Schinken ich mir selber stahl,
Doch weiß ich selbst nicht dieses Mal,
Wie, wo und wann ich es gethan,
Und mich auch nicht besinnen kann,
Wann ich der Christel ihn gebracht.
Doch meine Frau glaubt's unbedacht,
Wenn ihr von Striegel Christel sagt,
Womit sie mic tagtaͤglich plagt.
O macht mir keine böse Ehe!
Der Pfarrer spricht:
Sie ist schon böse, wie ich's verstehe!
Nun machen wir die Sache glatt:
Wiewohl er uns geschändet hat
An unfrer Ehr', so wollen wir
Ihm solches doch verzeihen hier.
Doch mußt du deines Geldes eben
Zur Buß' uns einen Gulden gepen
Den wir vertrinken, weil uns dürst't.
Fieb uns dazu auch zwanzig Würst',
Daß wir nach Leid in Freuden leben.
Hermann Doll spricht:
Ich will euch gern zwei Gulden geben,
Doch mich der Würste ledig macht,
Denn meine Frau sie so bewacht,
Daß ich sie nicht berühren darf.
Nach meinem Garten lauf' ich scharf
Und grabe die zwei Gulden aus
Und bring', Herr Pfarrer, sie Euch ins Haus.
Doch meinem Weibe sagt verhohlen,