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Für die Stärkung des Österreichischen Ansehens in
Franken war es nicht ohne Einfluss, dass im Herbst. 1797
ein kaiserlich gesinnter Beamter an die Spitze Nürnbergs
trat. An das Reichsoberhaupt war schon mehrmals das
Ersuchen gestellt worden,! die Verwaltung‘ der Stadt zu
ordnen. Nur eine Person, die von namhafter staatlicher
oder persönlicher Autorität getragen war, durfte sich mit
einiger Aussicht in das Chaos hineinwagen. In Wien scheint
man von den Schwierigkeiten, die noch durch die Spaltung
innerhalb der Bürgerschaft gesteigert wurden, lange zurück-
geschreckt zu sein. Die Besorgnis, dass Preussen sich doch
noch der Stadt bemächtige, brachte die Staatsmänner an
der Donau endlich in Bewegung. Doch sollte nicht Böhmen
oder Oesterreich mit der Angelegenheit betraut werden,
da der König das vielleicht als eine Herausforderung be-
trachtet hätte. Während man in Wien noch über die
Lokalkommission nachdachte, entschlossen sich in Nürn-
berg‘ Patriziat und Bürgerschaft, eine ausserordentliche
oberste Stadtbehörde selbst zu ernennen. Die Mehrheit
der Stimmen fiel auf Geheimrat Zwanziger. Dieser willigte
ein.” Aber der Kaiser legte sein Veto ein. Zwanziger
hatte das Jahr zuvor im Namen des fränkischen Kreises
unter Verleugnung Franz II. selbständig Politik getrieben,
vom Direktorium eine Mission an den kaiserlichen Hof an-
genommen; er war keine Person, die der Sache Oester-
reichs zuverlässig anhing. Der Reichshofrat setzte jetzt
als provisorisches Stadthaupt den Deutschmeister ein.? einen
1. Zufolge der Rechtfertigungsvorstellung der Genannten beim
Kaiser gegen den Magistrat, praes, 7. Jan. 1797.
2. Berichte Schusters d. d. Nürnberg 3., 6., 3. Apr. 1797. Der
Antrag wurde durch eine Deputation am 3. Apr. Zwanziger mit-
geteilt u. von ihm bald darauf angenommen; R. 44 C. 676.
3. Bericht Schusters d. d. Nürnberg 4. Mai 1797. Vgl. dazu
seinen Bericht d. d. Nürnberg 25. Mai 1797 u. das Reichshofrats-
konklusum vom 25. Sept. 1707; ehda.