Volltext: Preussens Politik in Ansbach-Bayreuth

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Wichtiger als die mehr formalen Erwägungen war für 
beide Kabinettsminister — Finckenstein nahm damals an 
den Geschäften nicht teil — die politische Seite. 
Die Reklamationen Frankreichs wegen der Massregeln 
Hardenbergs waren nicht derart, dass bei der Annexion 
Nürnbergs eine Belästigung‘ Preussens durch die Republik 
zu befürchten war.! 
Oesterreich hatte seinen alten Plan, die ‚Annexion 
Bayerns, nicht aus den Augen verloren, und wie der 
Staatsmann, der die habsburgische Politik leitete, un- 
verzagt am Steuer stand, so sehr auch das Staatsschiff unter 
denWogen des Krieges in Trümmer zu gehen schien, so ent- 
sank ihm auch in den schlimmsten Tagen seines Ministeriums 
nie die Hoffnung‘ auf Gewinnung der nachbarlichen Kurlande, 
Als 1796, so schreibt Lucchesini an seinen Hof,? der wittels- 
bachische Gesandte in Wien eine Erklärung verlangte, dass 
Oesterreich auf jede Zerstückelung Bayerns verzichte, sei dem 
Ersuchen nicht stattgegeben worden, obwohl man das Jahr 
zuvor freiwillig ein derartiges Anerbieten ausgesprochen 
habe, Diese Ablehnung erfolgte 1796 zu einer Zeit, da die 
kaiserlichen Waffen Unglück über Unglück erlitten. Wenn 
Thugut in dieser Lage, so durfte man in Berlin schliessen, 
sich noch mit so grossen Plänen trug, wie musste ihm 
ler Mut schwellen, als Erzherzog Karl seit Ende August 
lie Österreichischen Truppen von Sieg zu Sieg führte. 
Viel Kopfzerbrechen bereitete in Berlin auch das Verhält- 
nis zu Russland. Die ungemein kräftige Interessenpolitik 
Friedrich Wilhelms, die alle europäischen Händel im Osten 
und Westen ausbeutete, hatte einen immer schärferen 
Gegensatz zu Katharina zu Tage gefördert. Diese ging 
daher seit langem darauf aus. alles. was Preussen that, an- 
3. S. 0./S. 193 f. 
2. d. d. Wien 10. Aug. 1796; dazu das Reskript an Lucchesini 
d. d. Berlin 19. Aug. 1706: R. 1. 180.
	        
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