Volltext: Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs (1. Band)

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Einleitung. 
seinem französisch-burgundischen Hinterlande mit dem sächsischen Elb- 
thal, der Lausitz, Schlesien, Nordpolen und der Ostseeküste verband. 
Und all diese in der Hauptsache westöstlich gerichteten Welthandels- 
wege kreuzten sich hier endlich auch noch mit den grofsen südnördlichen 
Verkehrslinien, die von den Stapelplätzen des Orienthandels, von Venedig 
und Genua aus, über Innsbruck, München und Neuburg, bezw. über 
Augsburg und Donauwörth nach Thüringen und von dort die Elbe und 
Weser hinab zur Nordsee liefen. 
Die Nürnberger Kaufleute haben es verstanden, die günstige Lage 
ihres Platzes voll zur Geltung zu bringen. Ihre Thatkraft machte die 
Stadt zu einem Hauptmarkt für die Gewürze des Morgenlandes und für 
die Waren der Levante. Böhmen und Schlesien bezogen von hier ihren 
italienischen und rheinpfälzischen Wein, das Donaugebiet die englische 
Wolle und den Nordseehering; in Lyon waren es N ürnberger Bürger, 
welche die deutsche Bruderschaft daselbst begründeten, und in Venedig 
nannte sich die eine der beiden Tischgesellschaften, in welche die den 
Fondaco besuchenden deutschen Kaufleute vereinigt waren, die nürn- 
bergische. Es war schon in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahr- 
hunderts nichts Aufserordentliches, wenn sich die Handelsverbindungen 
eines einzigen Mannes, wie z. B. die des Matthäus Ebner, von Ungarn 
bis nach Frankreich erstreckten. Und was diesen ausgedehnten Be- 
ziehungen besondere Bedeutung verlieh, war der Umstand, dafs die 
nürnbergischen Importeure und Exporteure sowohl den Einkauf wie 
den Verkauf in der Fremde persönlich zu besorgen pflegten, der ge- 
samte Gewinn aus dem Warenumsatz also in der Hauptsache ihnen selbst 
zu gute kam. Sie vermochten daher mit einem verhältnismäfsig kleinen 
Anlagekapital grofsen Nutzen zu erzielen und konnten ohne ihre ge- 
schäftlichen Unternehmungen einschränken zu müssen, grofse Summen 
in Grundrenten, Korngülten und andern Immobiliarwerten anlegen, die 
nicht nur die Getreideversorgung der Stadt auf eine gesichertere Grund- 
lage stellten, sondern auch ein Keservekapital bildeten, das es dem 
Nürnberger Handel ermöglichte, selbst die schwersten Krisen siegreich 
zu überwinden. 
So hatte sich die Ansiedlung auf dem Nürnberg bis in die erste 
Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts hinein, d. h. bis zu der Epoche, 
deren Zustände uns in diesem Buche vornehmlich beschäftigen sollen, zu 
einem Verkehrscentrum ersten Ranges entwickelt, zu einer Stadt, die an 
Einwohnerzahl von wenigen in Deutschland übertroffen wurde, und deren 
Bevölkerung an Betriebsamkeit, Unternehmungsgeist, Geschäftskunde und 
Kapitalkraft zwischen Rhein und Donau ihresgleichen suchte. Die Zahl
	        
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