Zeit des denken AMeifergefanges.
An eine Stiftungsurlunde des Meiftergejanges ift
nicht zu denken, wenngleich es mit dem Anfange des
13. Jahrhunderts fhon Meifterfinger und Regeln gab.
Die Zeit des deutfdhen Meiftergefanges liegt vornehmlich
im 14., 15, und 16, Jahrhundert; die Lyrik diefer Zeit
war zum Teil Meiftergefang. Sein Untergang fällt in die
Heit des 30 jährigen Krieges. Zur Zeit des Hans Sachs
zählte die Nürnberger SingfHule mehr als 200 Meifter;
im Jahre 1639 waren dort nur wenige nodh vorhanden.
Das 17. Jahrhundert der gelehrten Didtung war die
Zeit des Mbfterbens. Zäh haben fidH in einigen Städten,
wie in Memmingen und Ulm, die Schulen erhalten;
am 21. Oftober 1839 murden die Sigungen der Meifter-
finger{Ohule in Ulm gefdhloffen und ihre noch vorhandenen
Kleinodien einem dortigen Gefangverein übergeben. Die
heutigen Gefangvereine find die „natürliden Nachfolger
des alten Meifterfingertums“ geworden: auch fie Frönen
den Sieger im edlen Wettfireit.
Kein anderes Volk Kann fih eines Meiftergefanges
rühmen; er ift und war allein auf Deut/hland be:
{hränkt. Die Franzofen und Engländer haben eine
reihe Volks: und Kunftpoefie, aber feinen Meiftergefang.
Anterfdied des Meiftergefanges vom Minnegefang
und von der Bolkspoefie.
Wie Ihon eingangs betont, begann der Meifter-
gelang fi in der Sonne des Rittertums zu entwideln
und zu entfalten. „Minne- und Meiftergefang find
eine Pflanze... Die Meifterfinger haben die von den
Minnefängern begründete und ausgebildete Iyrifdhe Kunft:
dichtung fortgefebt.
In einen Gegenfag zur Poefie der Minnejänger trat
ber Meijltergefang erit von der Beit an, wo er in den