Denkwürdige Vorfälle.
11. Mai 1924. 2. Deutscher Muttertag. Seit vielen Jahren bereits wird in
den nordgermanischen Ländern ein Gedenktag zu Ehren der Mutter gefeiert. Im Vorjahr
wurde verschiedentlich angeregt, diese schöne Sitte auch in Deutschland einzubürgern. Es
wurden einer größeren Anzahl von Verbänden, der Presse, den Kirchen und Schulbehörden
Aufrufe zugesandt. In vielen Orten fand schon 1923 zum ersten Male eine eindrucksvolle
Feier statt. Heuer hatte sich zur Ausgestaltung und Durchführung dieses Tages am Sonntag,
den 11. Mai, in Nürnberg ein besonderer Ehren- und ein Arbeitsausschuß gebildet. Der Tag,
der ursprünglich als ganz stiller Tag vorgesehen war, wurde in letzter Stunde doch noch durch
eine ansprechende Feier im Kulturverein verschönt. Es kam das von Studienrat Ulssch—
Nürnberg verfaßte Festspiel „Mutter“ (Szenen und lebende Bilder mit Musik und Gesang)
zur Vorführung, das großen Beifall fand. Schon acht Tage vorher, am 4. Mai, war es bei
dem fünfjährigen Stiftungsfest des „Verbandes deutscher Blumengeschäftsinhaber“ zu einer
Art Vorfeier ausgeführt worden. Zur Feier des Tages hatte man schon am Vormittag den
alten Frauen in den Krankenhäusern und Asylen dadurch eine Freude bereitet, daß man ihnen
Blumenspenden verehrte. Der Muttertag von 1924, der ein erfreuliches Ergebnis hatte, ist
eigentlich als erster deutscher Muttertag in Nürnberg zu bezeichnen, da der vorjährige auf
einen ganz engen Kreis beschränkt blieb.
25. Mai 1924. Fahnenweihe der Altreichsflagge. Sonntag, den
25. Mai, sand unter Mitwirkung des Völkischen Wehrrings Nürnberg die Fahnenweihe des
völkischen Bundes „Altreichsflagge“ statt. Die teilnehmenden Verbände versammelten sich auf
der Deutschherrnwiese und marschierten zur Lorenzkirche, wo nachmittags 3 Uhr die Weihe der
Fahne erfolgte. Abends wurden Festversammlungen in der Turnhalle an der oberen Turn—
straße und im Herkules-Saalbau veranstaltet.
26. Mai 1924. Schlageter-Gedächtnisfeier. Auf der Deutschherrnwiese
versammelten sich am Montag, den 26. Mai 1924, abends 8 Uhr, die Mitglieder der Vater—
sändischen Verbände, der Krieger- und Veteranenvereine, der Studentenkorporationen, sowie
ehemalige Angehörige des Offizierkorps und eine große Zahl sonstiger Teilnehmer, Männer
und Frauen, zur Feier des Gedächtnisses des von den Franzosen vor Jahresfrist erschossenen
Albert Leo Schlageter. Nach dem Gesang des Niederländischen Dankgebetes wurden in der
Art eines Feldgottesdienstes Ansprachen gehalten. Die ernste Feier fand ihren Abschluß in
einem Fackelzug, der sich im Anschluß daran von der Deutschherrnwiese aus in Bewegung
setzte und durch die Praterstraße, Ludwigsstraße, über den Hauptmarkt zur Insel Schütt
führte. An diesem Zuge nahmen die sämtlichen genannten Verbände mit Fahnen und Fackeln
leil. — Der Verein für das Deutschtum im Auslande, der Deutsche Sprachverein, die
Deutsche Wacht und der Industrie- und Kulturverein begingen das Andenken Schlageters
durch die Aufführung des Schauspiels „Buchhändler Palm“ (von Hans v. Wentzel) am 27. und
29. Mai im großen Saale des Industrie- und Kulturvereins.
29. Mai 1924. Fahnenweihe des Bundes der Aufrechten. Die Orts—
gruppe Nürnberg-Fürth des Bundes der Aufrechten hielt am Himmelfahrtsfest ihre Stan—
dartenweihe ab. Nachmittags 3 Uhr erfolgte in der St. Marthakirche die Weihe der von
opferfreudigen Männern gestifteten Fahne. Abends 7 Uhr fand eine vaterländische Feier im
großen Saale des Lehrerheims statt.
1. Juni 1924. 5S0jähriges Jubiläum des Bayerischen Krieger—
bundes. Der Boyerische Kriegerbund beging am Sonntag, den 1. Juni, die Feier seines
50jährigen Bestehens in München sowohl, als auch in allen Städten und größeren Orten des
Landes. Der Bund, der heute eine über ganz Bayern verbreitete Organisation mit über
300 000 Mitgliedern darstellt, ist aus dem am 11. Mai 1874 zu München von 200 Kameraden
gegründeten „Bayerischen Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossen-Verein“ erstanden. Die