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geber dem entlassenen Arbeiter seinen Theil an der Prämie, resp. an
der Rente, nicht vorenthalten, aber die Gesellschaft sollte es allein mit
dem Prinzipal zu thun haben, und mit den Arbeiter erst dann, wenn
er nach der Entlassung die Verficherung auf eigene Kosten fortsetzt,
oder wenn die Rente fällig ist. Richten wir die Versicherung in dieser
Weise ein, so fallen mit einem Schlage die meisten Schwierigkeiten
fort, und es bleibt nur eine bestehen, die Untersuchung beim Ein- und
Austritt. Die ärztliche Untersuchung beim Eintritt wird keine Schwie⸗
rigkeiten bereiten; bei der Entlassung ebensowenig, wenn der betreffende
von der Gesellschaft *, seiner Prämie zurückforbdern will; entzieht er
sich der Untersuchung, so begiebt er sich seines Rechts darauf, nud dem
Arbeitgeber kann die Gesellschaft in diesem Falle zwar entgegenkommen,
da sie ihm ja nur noch die Hälfte von den . auszuzahlen braucht;
sie kann sich also diesem Gewinn gegenüber mit der Aussage der
Mitarbeiter über den muthmaßlichen Gesundheitszustand begnügen.
Ich hoffe auf diese Weise zu einem einfacheren Vertrage mit der
Gesellschaft zu kommen, der in seiner Ausführung keine praktischen
Schwierigkeiten haben würde.
Man kann mir nun noch einen scheinbar schwer wiegenden Ein⸗
wurf machen, daß, wenn ich mich durch die Versicherung moralisch
zwinge, die Leute bis zur Invalidität zu beschäftigen, ich mit der Zeit
dazu kommen werde, lauter Halbinvaliden unter ihnen zu haben. die
Sache ist indeß nicht so schlimm als sie aussieht; erstlich sind doch
deute der verschiedensten Altersstufen beschäftigt, alfo kann von lautet
Halbinvaliden nicht die Rede sein. Andrerseits würde ich es aber nie
über das Herz bringen, einen guten Arbeiter, der bei mir alt gewor⸗
den ist, hinauszustoßen, sondern ihm immer das Gnadenbrot geben;
durch die Versicherung wird mir aber diese Last vollständig abge⸗
genommen, da die Leute nun kein Gnadenbrot mehr brauchen werden.
Ich habe das mir vorgeschriebene Thema freilich noch nicht erschöpft,
will es aber der Diskussion überlassen, dasselbe weiter auszuspinnen
Noch ein Wort über Krankenunterstützungen möchte ich sagen.
Es ist schon im vorigen Jahre unter uns ausgesprochen worden, daß
es für uns schwer halten dürfte, gut fundirte Krankenkassen zu Stande
zu bringen, da wir im Verhältniß zu anderen Fabriken, deren Arbei—
ter zu Hunderten und Tausenden zaͤhlen, zu wenig Leute beschäftigen.
Bei mir haben die Leute ganz ohne mein Zuthun und zwar lange
Zeit ohne mir Kenntniß davon zu geben, die Einrichtung getroffen,
daß sie für einen Kranken am Lohntage 6 M zusammenschossen;
als ich Kenntniß davon erhielt, sagte ich meine Betheiligung zu und
bestimmte, daß er der Kranke von jetzt ab 9 M zu erhalten habe, von
denen ich die Hälfte zuschieße. Bei einet weniger als eine Woche
dauernden Krankheit ist die Sache noch einfacher; ich zahle keinen Lohn,
sondern lasse ausschließlich im Akkors arbeiten, der unter die Leute
im bestimmten Verhältniß vertheilt wird; die Zahl der grade an—
wesenden Arbeiter ist also ohne Einfluß auf die gezahlte Lohnsumme;
.Anm. Die Versicherung ist seit dem 1. Okt, 1876 wirklich ins Leben getreten.
Siehe Nr. 47 und 48 der Mühle 1876
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