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denn er wollte von den unterläufigen Gängen nichts wissen. Ich habe
Freunde in meine Mühle zu den unterläufigen Gängen geführt. Sie
siefen darum herum, dann sagten sie: „Es ist sehr schön.“ Ich hielt
es für natürlich, daß sie eine Frage an mich stellen würden, allein
statt dieses zu thun, war z. B. die Frage: „Wo kaufen sie jetzt Ihren
Weizen?“ Damit war allerdinas alle Diskussion und alle Aufklaäͤrung
abgeschnitten.
Ich gehe nun zum Haupttheil meiner Betrachtung über. Ich denke
mir, daß hier in dieser Versammlung ein Ausschuß der deutschen Müller
und Mühlentechniker sitzt — ich will es kurz bezeichnen, oder vielmehr
erlauben Sie mir, es kurz zu bezeichnen — ein Ausschuß der deut—
schen Reichsmüllerschaft. Sie nehmen wenigstens ein Interesse an dem
Gegenstande.
Denken Sie sich nun zur Konstruktion eines Unterläufers hier
eine solide Fundation eines Spurzapfens, denken Sie sich an diesem
Spurzapfen ein entsprechend starkes Mühleisen, denken Sie sich dieses
Mühleisen oben eingefaßt in einem soliden Metalllager, denken Sie
sich dieses obere Lager mit der Fundation des unteren in inniger Ver—
bhindung, denken Sie sich über dem Mühlengerüste eine gußeiserne Um—
züllung, in welcher sich der unterlaufende Stein bewegt. Diese Hülle
fönnen Sie mit der Fundation des Spurzapfens ganz — ich möchte
agen mit mathematischer Festigkeit — verbinden. Hier auf dieser
zußeisernen Umhüllung, die auf der «Drehbank oben abgedreht is,
legen Sie den ruhenden Oberstein, der einen starken Ring hat, der
an dem Steine auf der Drehbank abgedreht wurde, so haben Sie
hier eine ganz feine, egale Bedeckung, Sie haben ein senkrechtes Mühl—
reisen. Nun denken Sie sich, das Mahlgut oder das Getreide tritt
nun durch das vollständig offene Auge des oberen Steines ein. Es
ist nichts darin, keine Versperrung durch eine Haue oder sonst etwas;
das Auge ist offen. Es hat aber noch den weiteren Vortheil: das
Auge ruht auch, es kann sich nichts an der Peripherie anhängen, weil
keine Zentrifugalkraft besteht, wie bei dem Oberlänfer. Das Mahlgut
fällt auf den rotirenden Stein, die Zentrifugalkraft verbreitet es re—
gelmäßig und führt es der Mahlbahn zu. Dadurch daß der untere
Stein geht, bleiben auch die Hauptfurchen des unteren Steines eben—
so offen, wie die des oberen Steines, was bei dem oberläufigen Gange
nicht der Fall ist; es ist dadurch eine Ventilation bei dem Gang her—
gestellt, es wird Luft zwischen die Mühlsteine aufgenommen und ein
nr Exhaustor genügt, um eine vollständig kalte Mahlung zu
erzielen.
Sie können den unterläufigen Gang auf 2Arten in seiner Haupt—
sache koustruiren, d. h. Sie können den laufenden Stein mit dem Mühl—
eisen fest verbinden, und hier ist eine feste Verbindung viel möglicher
als beim Oberläufer, Sie können ihn an seiner unteren und oberen
Fläche mit dem Mühleisen verbinden und zwar so fest, daß er so zu⸗
sagen ein Stück ist mit dem Mühleisen, weil Sie nicht dafür zu sor—
gen haben, daß das Läuferauge offen bleibt, um das Getreide oder
Mahlgut aufnehmen zu können wie beim Oberläufer. Sie können den
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