Objekt: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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wurde. Namentlich empfand man am Ende des 17. Jahrhunderts die Aus: 
wanderung einer Reihe von angesehenen Fabrikanten und die Einwanderung 
französischen Gesindels tief, so dass sogar 1699 eine Menge des letzteren 
ausgewiesen wurde. — Allmählich erholte sich Lambrecht auch von ‘wiesen 
harten Schlägen und gewann die erste Stellung in der Tuchindustrie der 
Pfalz und ganz Bayerns. In den Jahren 1776 bis 1786 wurden in diesem 
Orte etwa 3000 Zentner Wolle verarbeitet und heute besitzt Lambrecht 
mit seinen 3000 Arbeitern 31 Firmen, welche in 14 Hauptbetrieben 
Tuche fabrizieren. Hierzu dienen: 9850 Feinspindeln, 1020 Zwirnspindeln, 
122 Hand- und 115 mechanische Webstühle, welche von 267 Pferdestärken 
Dampf- und 118 Pferdestärken Wasserkraft- und 4 Pferdestärken Gas- 
maschinen jährlich 7000 Zentner meistens deutsche und ungarische Wolle 
verarbeiten und in der Nachbarschaft (Rheinland, Elsass - Lothringen. 
Schweiz etc.) absetzen. Lambrecht besitzt also etwa den 10. Teil sämt 
licher Spindeln und den 3. Teil sämtlicher Webstühle, welche für die Woll 
industrie in Bayern im Betrieb sind. Unter den oben angegebenen 120,175 
Spindeln befinden sich jedoch allein 95,550 Spindeln für die Kammgarn- 
spinnereien, so dass nur 24,625 Spindeln für das Verspinnen von Streich: 
wolle übrig bleiben. Da hievon nun in Lambrecht allein 10,870 Spindeln 
in Betrieb sind, so folgt daraus, dass in diesem Orte beinahe die Hälfte 
von derjenigen Wolle versponnen, welche in Bayern als Tuchwolle zum 
Verspinnen gelangt. 
Die Kollektivausstellung und mehrere Einzelausstellungen aus Lam 
brecht gaben denn auch den Beweis, dass in diesem Städtchen die Tuch 
macherei ganz auf der Höhe der Zeit steht. Hervorzuheben in der Aus: 
stellung ist die Preiswürdigkeit und Vielseitigkeit der Pfälzer Fabrikate: 
man sieht Militärtuch in feinen und mittelfeinen Qualitäten und allen Farben. 
aber auch Livretuche, Möbelstofte, Köper, Satin, Elastique, Damenmantel 
stoffe, Buchskins u. s. w. zum Teil in den modernsten Farben und nach 
dem Urteil der Jury von vorzüglicher Qualität. 
Ausser in der Pfalz (mit 16,000 Spindeln und 325 Webstühlen) wird 
die Verarbeitung der Streichwolle nur noch schwunghaft in Oberfranken 
betrieben, wo sich 10 Hauptbetriebe mit 6450 Spindeln und 78 Webstühle 
im Ganzen befinden. In den anderen Kreisen wird wenig Streichwolle ver 
arbeitet. 
Zur Verarbeitung der Kammwolle dienen in Bayern nach der Zählung 
von 1875 im Ganzen 93,000 Spindeln und 282 Webstühle. Die ersteren 
verteilen sich, so weit es sich um die eigentliche Spinnerei handelt, beinahe 
auf zwei Etablissements nämlich auf die Augsburger Kammgarnspinnerei 
mit 39,500 und die Kammgarnspinnerei Kaiserslautern mit fast 50,000 
Spindeln, wovon jede etwa 1,500000 %Zg Wolle verspinnt. Ferner betreibt 
das erste Etablissement 120 Webstühle, also die Hälfte der Webstühle 
Bayerns Sie verarbeiteten in- namentlich aber ausländische Wolle und
	        
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