Denkwürdige Vorfälle 1928/24.
schiedener Größe. Der Entwurf, der sich durchaus auf die Verwendung einfacher, kräftig
getönter Putzarchitektur beschränkt, stammt von Stadtrat Dr. Ludwig Wagner, die Leitung
der Bauarbeiten besorgte Oberbaurat Kuch.
21. bis 23. Juli 1923. 13. Fränkisches Sängerbundesfest und Gründung
des Sängermuseums. Zur Teilnahme am 13. Fränkischen Sängerbundesfest trafen mehr
als 15000 Sänger aus allen fränkischen Gauen, aus der Oberpfalz. Württemberg, Baden,
Schlesien und DeutschBöhmen am Samstag, den 21. Juli, in Nürnberg ein, wo sie, wie
üblich, in dem geschmückten alten Waffenhof beim Frauentor begrüßt wurden. Die Stadt
war reich beflaggt und mit Girlanden geschmückt. Eingeleitet wurde das Sängerfest durch
die am Samstag, vormittags 11 Uhr, in der Katharinenkirche erfolgte Ubergabe des in dem
ehemaligen Klosterrefektorium des Katharinenklosters eingerichteten Sängermuseums an den
Deutschen Sängerbund, unter der Teilnahme zahlreicher Gäste und Ehrengäste. Die Fest—
ansprache hielt als Vertreter des damals beurlaubten Oberbürgermeisters Dr. Luppe der Stadt—
rat Dr. Merkel, der dann namens des Stadtrats und im Auftrage des Oberbürgermeisters
den Schlüssel zum Museum dem Vertreter des Deutschen Sängerbundes übergab. Die vater—
ändische Kundgebung, die abends 7 Uhr auf dem Festplatz im Luitpoldhain veranstaltet
wurde, zog eine große Menschenmenge dorthin. Abends 8 Uhr folgte der Begrüßungsabend
n der Festhalle mit der Übergabe des Bundesbanners durch die Bamberger Sängerschaft an
die Nürnberger Sängerschaft. Den Mittelpunkt des Festes bildete der Sängerfestzug mit
ünstlerisch ausgestatteten Gruppen, die auf die große Bedeutung des deutschen Liedes für
das deutsche Volkstum, aber auch auf Nürnberg, die alte Meistersingerstadt Hans Sachsens,
inwiesen. Der Zug setzte sich am Sonntag, kurz nach 1 Uhr, vom Laufer Tor aus in Bewegung
ind nahm seinen Weg durch die Hauptstraßen der Stadt zum Luitpoldhain, woselbst in der
Festhalle, nachmittags 321 Uhr, das Hauptkonzert stattfand. Am Montag vormittag tagte
die Bundesversammlung. Es wurden dann noch, nachmittags 4 Uhr, ein geistliches Konzert
nn der Sebalduskirche und, abends 8 Uhr, ein Abschiedskonzert in der Festhalle im Luitpold—
zain veranstaltet. Unter großer Teilnahme der Nürnberger Bevölkerung nahm das Sänger—
fest den besten Verlauf.
2. bis 8. August 1923. 15. Esperanto-Weltkongreß. Zu diesem Kongreß
ind 5000 Teilnehmer aus 43 verschiedenen Ländern in Nürnberg eingetroffen. Das Ehren—
orotektorat des Kongresses hatte der Reichspräsident übernommen. Oberbürgermeister Dr. Luppe
hieß die Gäste im Namen der Stadt Nürnberg herzlichst willkommen. Die Verhandlungen
fanden im Industie- und Kulturvereinssaal unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Dietterle-Leipzig
und Prof. Dr. Ledermann-Nürnberg statt. In Verbindung mit dem 185. Esperanto⸗Welt—
kongreß wurden in diesen Tagen hierselbst der VIII. Internationale Katholische Esperanto—
Kongreß und der III. Weltblindenkongreß abgehalten. Der Kongreß der Esperantisten, der
eine Woche lang in unserer Stadt tagte, hat gezeigt, welch hohe kulturelle Bedeutung dieser
Hilfssprache zukommt.
11. August 1923. Die Verfassungsfeier. Zur Feier der vierjährigen Wieder—
kehr der Verkündung der Reichsverfassung am 11. August 1919 veranstaltete der Stadtrat
am Samstag, den 11. August, vormittags 11 Uhr, im Beisein von Vertretern der staatlichen
Behörden, einer großen Anzahl von Mitgliedern des Stadtrats und Abordnungen von
Korporationen, einen Festakt im großen Rathaussaale, wobei Oberbürgermeister Dr. Luppe
die Festansprache hielt. Abends 6 Uhr fand im Luitpoldhain die von den freien Gewerk—
schaften und der Leitung der vereinigten sozialdemokratischen Partei vorgesehene Verfassungs—
kundgebung statt. Ein großer Teil der Terrassen war schon lange vor Beginn der Feier
abgesperrt und für die Sänger und besonderen Gäste der Veranstalter reserviert. Schon von
bUhr nachmittags ab kamen mit Gesang und Spiel die einzelnen Gruppen der sozialistischen