Denkwürdige Vorfälle 1922/23.
Vaterstadt seinen künstlerischen Neigungen leben zu können. Luckmeyer erfreute sich wegen
eines liebenswürdigen, ehrenwerten Charakters und wegen seiner künstlerischen Begabung
allgemeiner Wertschätzung. Groß ist die Zahl der Urkunden, Adressen, Diplome usw., die der
Künstler für Stadt, Korporationen und Private mit Pinsel und Feder, in geschmackvoller, überaus
sauberer und sorgfältiger Weise anfertigte und die ihm viel Anerkennung verschafften. Er
arbeitete nach dem Vorbilde des Nürnberger Schreibmeisters Johann Neudörfer, dessen Erbe
er gewissermaßen antreten wollte und dessen würdiger Nachfolger er geworden ist. Sein
Name ist mit der heimischen Kunst eng verbunden, sein Andenken wird bleiben als das eines
einen und geschmackvollen Nürnberger Kleinkünstlers.
25. März 1923. Dießtz, Carl, Bankdirektor a. D. und Kommerzienrat.
Er wurde am 8. Mai 1848 als Sohn des bekannten Nürnberger Arztes, Professor
Dr. v. Dietz, in Nürnberg geboren. Er war in Bankkreisen eine wohlbekannte und hochgeschätzte
Persönlichkeit. Dietz trat im Jahre 1875 bei Gründung der bayerischen Notenbank als 2. Vor⸗
tand in die hiesige Niederlassung der Bank ein. Im Jahre 1884 wurde er zum J. Vorstand
berufen und lebte seit 1. Juli 1914 in Ruhestand. Um den Ausbau der Niederlassungen der
Bayerischen Notenbank für die Kreise Mittelfranken und Oberfranken hat er sich große Ver⸗
dienste erworben. Er war Mitgründer des Vereins zur Wiederherstellung der Lorenzkirche
und über 10 Jahre dessen erfolgreich wirkender Schatzmeister.
c). I. April 1923 bis 31. März 1924.
1. Bemerkenswerte Begebenheiten im allgemeinen.
10. April 1923. Trauergeläute. Anläßlich der Beisetzung der durch französische
Kugeln gefallenen 12 Krupp'schen Arbeiter und Beamten in Essen ertönte am 10. April, vor—
mnittags 10 Uhr, in der Stadt, wie im ganzen Reiche, das Glockengeläute aller Kirchen als
Zeichen der Trauer um unsere verlorene Freiheit und um die der Gewalttätigkeit unserer
Feinde erlegenen unschuldigen Opfer.
15. April 1923. Ehrentafel für die städt. Beamten, Lehrer und Arbeiter.
Sonntag, den 15. April, vormittags, fand im alten Rathaus die Enthüllungsfeier der von
der Stadt gestifteten Gefallenentafel statt. Nach den ergreifenden Klängen des ersten Satzes des
O. Moll-Quartetts von Beethoven, gespielt vom Nürnberger Streichquartett, sprach Oberbürger—
meister Dr. Luppe eindrucksvolle und beherzigenswerte Worte an die zahlreiche Trauerversamm—
lung und hängte namens der Stadt einen Kranz an einen der von Stadtrat Schmidt gestifteten
zwei Kranzhacken.
Die von Stadtrat Dr. Wagner entworfene Erinnerungstafel ist an der Haupttreppe im ersten
Stock, über dem historischen Rathaussaal, angebracht. Sie ist eine schlichte, durch verzierte
Holzrahmen in drei Teile gekleidete Tafel mit der Überschrift: „Die Stadtverwaltung Nürnberg
ihren Gefallenen.“ Über jedem Feld ist ein Eisernes Kreuz, dessen mittleres mit Eichenlaub
geschmückt ist. Die Inschrift der Tafel lautet: „In den Jahren des Weltkriegs 1914/18 sind
3226 städtische Beamte, Lehrer und Arbeiter dem Ruf des Vaterlandes zu den Fahnen gefolgt.
Sie alle haben sich freudig für den Schutz der Heimat eingesetzt. 347 von ihnen mußten ihre Treue
mit dem Tode besiegeln. Dem Gedenken an jene Getreuen baute der Stadtrat zu Nürnberg
dieses Erinnerungsmal im April des Jahres 1923. Es soll den Nachkommen Kunde geben von
schwerer Zeit und furchtbaren Blutopfern und sie zu steter Pflichterfüllung im Sinne der
toten Brüder ermahnen. In den Tagen wachsender Not und Verarmung des deutschen
Volkes errichtet, will die Tafel auch in ihrer stillen Schlichtheit lautes Zeugnis ablegen von