Ersten Theils Zwey und Zwantzigstes Capitel. 09
neu⸗ ersundenen vor diesem gantz unbekannten Laͤndern / die Tag⸗ und Nacht⸗
kaͤnge/ ingleichen ob? wie? und wann daselbst der Fruͤhling / Sommer / Herbst
und Winters⸗Zeit sich ereigne? richtig auszufinden und anzuzeigen / weil sie
aller Orten nicht gleich / sondern so —* unterschieden seyn / es haben aber die
Stern⸗kuͤndige neben denen Erd⸗Beschreibern / die obere Flaͤche der Erde in fuͤnff
breite Striche oder Zonas abgetheilet / derer einen sie torridam oder den heissen /
zween krigidas die kalte / und noch zween andere temperatas oder die gemaͤssigte
nennen; in der Zona torrida oder unter dem heissen Strich / ist eigentlich das jeni⸗
geLand / welches zwischen beeden Tropicis lieget / und mit einem Wort / der Thier⸗
Kreiß / darunter der meinste Theil von Alia, Africa und America begriffen / da⸗
selbst ist wegen der gantz gerad und perpendicular einfallenden Sonnen⸗Strah⸗
len und geringer Entfernung von dem Scheitel⸗Punct der Einwohner / wie auch
folgender Zuruckprellung von der Erde / eine bestaͤndige und sehr grosse Hitze / auch
“ und Nacht meistens gleich / jedoch aber daselbst kein Aße oder Winter
zu finden / koͤnte anbey nimmermehr wegen unertraͤglicher Hitze bewohnet wer⸗
den / wann nicht die aus dem Meer haͤuffig aufsteigende Duͤnste / Regen und Win⸗
de solche einiger massen massigten und machten / daß solche Laͤnder an Fruchtbar⸗
beit die andere uͤbertreffen. Betreffend die Zonas krigidas oder kalte Striche / so
wird der jenige / so an dem Circulo Arctico lieget / Zona frigida Septentrionalis,
der andere aber Zona frigida Australis, der Nordische und Mittaͤgige Strich ge⸗
nennet / sind auch darum kalt / weil sie die Sonnen⸗Strahlen sehr schreg und nur
parallel empfangen / welche dann sehr weit von der Erde zuruck prellen / mithin
bon schlechter doch gleichwol noch von einiger Wirckung sind / und machen / daß
die Einwohner auch daselbst wohnen koͤnnen / und ersetzet die Laͤnge der Tage sol⸗
chen Abgang / welche sich gleichwie die Naͤchte auf etliche Monat ja gar ein hal⸗
bes Jahr lang erstrecken / doch gleich ist an solchen Orten / eigentlich so zu reden /
gangz kein Sommer noch Fruͤhling. Der Zonarum temperatarurm oder gemaͤssig⸗
ten Striche sind ebenfalls zween / und begreifft die jenige Laͤnder / welche zwischen
dem Tropico Cancri und dem Circulo Arctico liegen / wird auch daher Zona tem-
perata Septentrionalis genennet / der andere hingegen / so zwischen dem Circulo
Antarctico und Tropico Capricorni ihren Platz hat/ ona temperata Australis, das
gemaͤssigte Theil — Norden und das gemaͤssigte Theil gegen Mittag / als in
welchem wir selbst neben denen mehresten Curopaͤern wohnen / sind an Kaͤlt/ und
Waͤrme gar ertraͤglich / welche bald zu⸗ hald abnehmen / weil die Sonne bald naͤ⸗
her zu unsern Scheitel⸗Punct herauf steiget / bald aber wieder entsernet und
hinabwaͤrts sich begiebet / bald laͤnger uͤber unsern Horizont und Gesichts⸗Kreiß
berharret / bald geschwinder sich selbigem entziehet / mithin kuͤrtzere und laͤngere
Tage / den Fruͤhling / Sommer / Herbst und Winter verursachet und deren Ver⸗
aͤnderungen der Zeit und des Wetters hervor hringet.
gIst eine gemaͤssigte Lufft in der Welt an irgend einen Ort anzutreffen / so
— Herrschafft gehoͤ⸗
rige Marck⸗Flecken Nerve seyn / welcher an dem Meer / vier / oder wie ande⸗
re wollen / sechs Meilen von ermeldeten Genua gelegen / dann es das allerfrucht⸗
harste Land/ das diese Republic, gegen Morgen gelegen / besitzet / zudeme liegt es
gerad gegen Mittag / daher es die kraͤfftigste Sonnen⸗Strahlen / neben dem sub⸗
tilen Meer⸗vLufft / stetig zu geniessen hat / es faͤllet daselbst das nte Jahr kein
Schnee / und ist mit Recht ein immerwaͤhrendes Sommer⸗Land zu nennen /
man siehet allda um Weynacht⸗Zeit / wann es bey uns mitten im Winter ist /
die Rosen und delcken oder sogenannte Graß⸗Blumen auf das schoͤnste in groß
ser Menge bluͤhen / und die Artschocken auf di volltommeunste in denen IAden
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