Volltext: Dürers Dresdener Altar

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zweifelhaft, daß Dürer damals so viel konnte, es sind uns in ge- 
sicherten Werken aus den letzten Jahren vor 1500, in der Apokalypse 
und der »Großen Passion«, eine ganze Anzahl von Köpfen in eben- 
solchen, ja vielfach noch schwierigeren Verkürzungen bekannt.*) 
Ähnliches gilt von den Engeln, bei denen sehr schwierige Ver- 
kürzungen geradezu gesucht sind; auch diese liegen durchaus im Be- 
reich der damaligen Dürerschen Kunst. Hieraus ergibt sich also 
kein Widerspruch gegen das übliche Datum und somit auch kein 
Grund gegen die »Echtheit«. 
Perspektive. 
Nun kommt ein Argument von starker Überzeugungskraft: die 
Kenntnis der Perspektive sei für Dürer in jener Zeit zu entwickelt. 
Wenn das richtig ist, so ist allerdings die Sache erledigt. Gegen 
solche »objektive Kriterien der Kunstgeschichte« ist schlechterdings 
nichts einzuwenden (vergl. H. A. Schmid, Repertorium für Kunst- 
wissenschaft, XIX, 269 ff.). 
Wölfflin sagt, was uns hier an perspektivischer Kenntnis gezeigt 
wird, das findet sich sonst in keinem Beispiel vor 1503. Also, da 
der Altar vor 1500 datiert wird: unecht. Ich meine, man müßte 
sich zunächst fragen: sollte also der Altar später sein? oder: sollte 
also unsere Vorstellung von Dürers perspektivischen Kenntnissen 
falsch sein? Oder, als letzter Ausweg, nach bekannten Analogien 
beim frühen Dürer: sollte er vielleicht das ganze perspektivische 
Gerüst einem fremden Vorbild entlehnt haben? 
Solche Fragen wird sich schon mancher vorgelegt haben, der 
sich eingehend mit Dürers Kunst beschäftigt. Ebenso jeder, der 
sich eingehend mit der Geschichte der Perspektive beschäftigt. Ich 
erinnere mich, daß ich mit einem Fachgenossen, der über die Ent- 
*) In der Apokalypse: B. 64, 65, 66 (die beiden Engel vorn offenbar in be- 
absichtigter Zusammenstellung), 67 (eine ganze Sammlung), 69 (mehrere, zwei beson- 
ders schwierige), 70 (links oben ein kleines Engelköpfchen kühn verkürzt, mit unseren 
zu vergleichen), 71. In der Großen Passion besonders hervorzuheben: B. 6, 8, II, 13. 
Kupferstiche: die Vier Hexen, B. 75, und der Große Satyr, B. 73. Datierte Zeich- 
nungen seit 1494.
	        
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