Volltext: Eppelein von Gailingen, und was sich seiner Zeit mit diesem ritterlichen Eulenspiegel und seinen Spießgesellen im Fränkischen zugetragen

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War's nun wieder später. Der Carolus hatte mitt— 
lerweile viele Städte versetzt und vom deutschen Gut 
aller Orten in die böhmische Schüssel gebrockt, so viel er 
nur konnte. Wenn er aber gefragt ward, mit welchem 
Recht und warum er das thue, sagte er stets: „Wie vill 
ich Euch schützen und Euch Wohlthat erweisen, damit Ihr 
mich liebt, wenn ich nicht die Mittel hab'? Also nahm 
er immer mehr. Von Schutz und Wohlthat und der Lieb' 
schon gar wollt' sich aber hie zu Laud nichts verspüren 
lassen. Denn wenn der Herr Kaiser auch im Böhmischen 
ein gepriesener Herr war, so verhielt sich's im deutschen 
Reiche ganz anders; denn das mußte die böhmische 
Lieb' bezahlen, und wann auch der Kaiser im Deutschen 
herüben etlichen eine Großmut zeigte, mußten der Zeit 
die andern Deutschen herhalten, die Böhmen aber gar nie. 
Da er also den Burggrafen Hans an sein Herz band, 
und ihm die Hochzeit ausrüstete war er gleich bei der 
Hand, und vergabte ihm so viel, daß die Nürnberger 
großen Schaden litten, und gab's da Zwist genug, bis die 
Sach' ins Reine kam. 
Bei dem aber, was der Carolus dem Burggrafen 
schenkte, war auch ein Strich Wald, der dem Eppelein 
gehörte. 
Wie nun Eppelein das vernahm, merkt' er wohl, wie 
der Kaiser gegen ihn gestimmt sei. Wartete sofort auf 
die Hochzeit, die ward zů Nürnberg gehalten auf der Veste 
mit Tanz und Mummerei und großer Pracht; und wie 
nun alles beisammen war, befand sich Eppelein auch 
unterm Mummenschanz, war bald dort, bald da um den 
Kaiser, und wußte viel Scherz und lufligen Schimpf, bis 
der Kaiser auf den Burgring schritt, um sich zu ergehen. 
Die Nacht war gar mild und schön. Wie da des Burg⸗ 
grafen, Braut an den Graben trat, d'rüber Eppelein 
voreinst mit dem Rosse setzte, meinte sie, den Eppelein 
möchte sie wohl einmal sehen. Dabei entfiel ihr der Hand— 
schuh. Den hob ihr Eppelein auf und sagte: „Meinen 
willigen Dienst, hohe Frau! Ich bin wohl ein frommer 
Schalk, aller Tugend wohl beflissen, und möcht' eines 
ruhigen Todes sterben. Jitzt aber möcht' ich der Schelm 
sein und mich gern hängen lassen, nur daß Ihr den
	        
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