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II. Johann Fischart.
Vor Christi Geburt zweitausend Jahr,
Von dem auch Trier gebaut war,*
Die wollte die Gelegenheit
Gebrauchen, die sich ihnen beut,
Die Freund' und Nachbarsleute alt
Heimzusuchen in Freuden bald,
Und solches auf besond're Weise,
Die gut sich reimt zur Freudenweise.
Denn wie das Leid währt seine Zeit,
So hat auch ihre Zeit die Freud'.
Und wie das Leid auf Unmut steht,
Also die Freud' auf Kurzweil' geht.
Derhalben haben unverdrossen
Vierundfünfzig Gesellen beschlossen,“
— Sie trugen alle rotes Kleid,“*
Zu zeigen ihre Einigkeit —
Auszuführen ein kühnes Stück,
Das wohl bedurfte großes Glück,
In einem Tag eine Fahrt zu machen,
Die sonst man fährt kaum in vier Tagen,
In diesem folgend der Väter Brauch,“
Die Schiffsleute waren auch.
Denn was steht besser, als wenn die Jugend
Nacharten will der Ahnen Tugend?
Dann wachsen die Städte wie Bäume grün,
Wenn Zucht und Tugend wie vormals blüh'n.
Doch wo aus alter Art man schlägt
Und täglich neuen Brauch erregt,
Gewiß da Neuerung auch kommt,
Die selten einem Lande frommt.
Drum anders viel gesinnet war
Der Züricher Gesellen Schar,
Die zeigen wollt', der Alten Kraft
Wär' in der Jugend nicht erschlafft,
Und zeigen durch solch Wagestück,
In Zürich wohnt das alte Glück.