Volltext: Hans Sachs und andere Dichter des 16. Jahrhunderts

C. Dramatische Sprüche. 
Frau Wahrheit spricht: 
Und hast du also groben Sinn, 
Bist ungeschliffen, unbescheiden, 
Daß du nicht kannst die Wahrheit leiden, 
So komm' ich nimmer in dein Haus. 
Der Bauer spricht: 
Magst immerhin auch bleiben drauß', 
Wenn du nichts kannst denn nur schimpfieren, 2us 
Nach deinem Sinne mich willst regieren, 
So brauch' ich dein im Hause nicht. 
Frau Wahrheit spricht: 
Ich merk', auch ihr seid solche Wicht', 
Gleichwie die andern Menschen sein, 
Die führen alle guten Schein, 
Doch fehlt es daran einem jeden, 
Mögen mich nimmer hören reden, 
Eh' ich noch komme in ihr Haus, 
Jagen sie wieder mich hinaus, 
So thaten einstmals kaum die Heiden. 
Die Bäuerin spricht: 
Frau Wahrheit, wer kann dich erleiden? 
Vorher that ich mich dein erbarmen 
Als einer Elenden und Armen; 
Nun aber nicht mehr wundert mich, 
Daß niemand will herbergen dich, 
Du tadelst jeden auf der Erd', 
Du bist feindselig und unwert, 
Dein hartes Los machst du dir selber 
Drum hebe dich, du Unflat, gelber. 
Dir gebe Herberg', wer es woll', 
Mein Haus dir nachts nicht werden soll; 
Komm, lieber Mann, laß heim uns gehen, 
Und laß Frau Wahrheit drinnen stehen! 
Der Bauer spricht: 
Mit „Gute Nacht“ geh' ich von hier, 
Wer nach der Wahrheit hat Begier, 
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