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J. Hans Sachs.
Die Frau spricht:
Ja, wär' es nur um meinen Mann;
Wer aber soll mich nun ernähren?
Die Nachbarin spricht:
Ei, greift doch zu in allen Ehren
Und nehmt Euch einen andern Mann!
Die Frau spricht:
Das geht zur Fastnacht doch nicht an,
Da man nicht mehr wie bei den Alten
Zur Fastenzeit darf Hochzeit halten.
Was thu' ich, Nachbarin, sagt an,
Ich dachte nicht, daß ohne Mann,
So schwer es sei zu halten haus.
Die Nachbarin spricht:
Laßt fahren Euer Leid heraus,
Reicht Euren roten Rock daher,
Daß eingenäht die Leiche wär',
Daß Euch der Tod komm' aus den Augen.
Die Frau wirft die Säuhaut hin und spricht:
O Nachbarin, das wird nicht taugen,
In meinem roten Rock, dem alten,
Da muß ich wieder Hochzeit halten,
Ich hätt' sonst nichts zu legen an.
Näht in die Säuhaut meinen Mann.
Die Sau ist an der Seuch' gestorben,
Zum Leder ist die Haut verdorben,
Müßt' sie sonst werfen auf den Mist.
Die Nachbarin spricht:
Ach, viel zu kurz die Säuhaut ist,
Und wollt' Ihr nicht den Rock hergeben,
Wie Ihr ihm oft verhieß't im Leben,
So lasset meinen Rat Euch sagen,
Thut her ein altes Laken tragen!
Die Frau spricht:
Näht ihn nur in die Haut, ich bitt',
Ich hab' kein schlechtes Laken nit.