ich«
288.
ung
die
or-
aige
amt
ählt
llte
AC-
gen
gen
zen
‚tat
atıfe
nat
jent
ler
ta?
ınd
em
uch
cht
er-
ns
'n-
{9 -
‚rD-
ım
3il-
;e1n
vil-
ınke
der
‚ute
‚ben
die
Hans Sachs,
251
Reformation, trieb, mit Ausnahme des Kirchenliedes, keine poe-
tische, Blüthen. Ein Jahrhundert nach dem Auftreten Luther’s
folgte die entsetzliche Zerrüttung Deutschlands durch jenen bei-
spiellos langen Religionskrieg, welchen durchzukämpfen dem
Volk der Denker auferlegt war, dann die traurige Periode unserer
Abhängigkeit von Frankreich in Bezug auf Politik, Kunst, Li-
teratur, bis endlich Friedrich’s des Grossen Schwert und
Klopstock’s Feder Unabhängigkeit nach beiden Seiten an-
bahnte, bis — am spätesten unter den Kulturvölkern Europa’s —
mit Lessing, Göthe und Schiller auch für uns eine klassi-
sche Zeit der schönen Literatur, aber nun auch in seltener Fülle
erblühte, während ein langsamer, erst in neuester Zeit beschleu-
nigter Krystallisationsprozess einen mächtigen deutschen Staat
zusammenfügt und gestaltet.
Unserem Hans Sachs ist die Poesie nicht sowohl ein Dienst
im Tempel des Schönen, als vor dem Altar -des Guten, und
sein Dichten hat, im Charakter der Zeit, einen durchaus lehr-
haften Zug; er will eine leichtfertige, üppige Welt, wie er sie
durch die kleinen, in Blei gefassten Fenster seiner Werkstube
sah, zu Sitte und Ehrbarkeit führen. Selbst seine Schwänke
und Fastnachtspiele mit Eulenspiegeleien , ‚Narren und Teufeln,
deren Inhalt zur blossen Erheiterung seiner Mitbürger bestimmt
scheint, erhalten ihre unvermeidliche Zuthat Moral.
Und noch Eins ist zu bemerken: So tiefe sittliche Schäden
er auch bei Hoch und Niedrig aufdeckt, so schwere Nothstände
einer in vieler Beziehung gewaltthätigen Zeit er auch offenbart:
nie verliert er seine Haltung und Heiterkeit; mit olympischer
Ruhe schwebt er, hierin an Göthe erinnernd, über dem bunten
Weltgetümmel, das er gleichwohl mit merkwürdig scharfem Blick
erfasst.
Der Reformation ist er, gleich Albrecht Dürer, befreundet.
Mit Andreas Osiander, dem ersten lutherischen Geistlichen in
Nürnberg, dessen Predigt den Hochmeister, nachmaligen Herzog
Albrecht von Preussen, der neuen Lehre gewann, gab er eine
kleine Schrift gegen das Papstthum heraus; ein hoher-Magistrat
der freien Reichsstadt, immer auf gutes Vernehmen mit. Kaiser-
licher Majestät bedacht, hob drohend den Finger und gab dem
wackern Meister zu bedenken, ob es nicht besser sei, seines