Volltext: Hans Sachs

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Hans Sachs, 
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Reformation, trieb, mit Ausnahme des Kirchenliedes, keine poe- 
tische, Blüthen. Ein Jahrhundert nach dem Auftreten Luther’s 
folgte die entsetzliche Zerrüttung Deutschlands durch jenen bei- 
spiellos langen Religionskrieg, welchen durchzukämpfen dem 
Volk der Denker auferlegt war, dann die traurige Periode unserer 
Abhängigkeit von Frankreich in Bezug auf Politik, Kunst, Li- 
teratur, bis endlich Friedrich’s des Grossen Schwert und 
Klopstock’s Feder Unabhängigkeit nach beiden Seiten an- 
bahnte, bis — am spätesten unter den Kulturvölkern Europa’s — 
mit Lessing, Göthe und Schiller auch für uns eine klassi- 
sche Zeit der schönen Literatur, aber nun auch in seltener Fülle 
erblühte, während ein langsamer, erst in neuester Zeit beschleu- 
nigter Krystallisationsprozess einen mächtigen deutschen Staat 
zusammenfügt und gestaltet. 
Unserem Hans Sachs ist die Poesie nicht sowohl ein Dienst 
im Tempel des Schönen, als vor dem Altar -des Guten, und 
sein Dichten hat, im Charakter der Zeit, einen durchaus lehr- 
haften Zug; er will eine leichtfertige, üppige Welt, wie er sie 
durch die kleinen, in Blei gefassten Fenster seiner Werkstube 
sah, zu Sitte und Ehrbarkeit führen. Selbst seine Schwänke 
und Fastnachtspiele mit Eulenspiegeleien , ‚Narren und Teufeln, 
deren Inhalt zur blossen Erheiterung seiner Mitbürger bestimmt 
scheint, erhalten ihre unvermeidliche Zuthat Moral. 
Und noch Eins ist zu bemerken: So tiefe sittliche Schäden 
er auch bei Hoch und Niedrig aufdeckt, so schwere Nothstände 
einer in vieler Beziehung gewaltthätigen Zeit er auch offenbart: 
nie verliert er seine Haltung und Heiterkeit; mit olympischer 
Ruhe schwebt er, hierin an Göthe erinnernd, über dem bunten 
Weltgetümmel, das er gleichwohl mit merkwürdig scharfem Blick 
erfasst. 
Der Reformation ist er, gleich Albrecht Dürer, befreundet. 
Mit Andreas Osiander, dem ersten lutherischen Geistlichen in 
Nürnberg, dessen Predigt den Hochmeister, nachmaligen Herzog 
Albrecht von Preussen, der neuen Lehre gewann, gab er eine 
kleine Schrift gegen das Papstthum heraus; ein hoher-Magistrat 
der freien Reichsstadt, immer auf gutes Vernehmen mit. Kaiser- 
licher Majestät bedacht, hob drohend den Finger und gab dem 
wackern Meister zu bedenken, ob es nicht besser sei, seines
	        
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