Volltext: Hans Sachs

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Hans Sachs. 
Gedicht wurde, und dass — bei der ausserordentlichen Leich- 
tigkeit, jeden Gedanken in poetische Form zu bringen — schliess- 
lich das Versespinnen und Reimen fast zur mechanischen Uebung 
wurde. So ergossen sich Beide mehr in die Breite als in die 
Tiefe, Rückert in kunstreichen, ja nicht selten gekünstelten For- 
men, während Sachsens Verse — die Meisterlieder und einige 
Iyrische Sachen natürlich ausgenommen — paarweise gereimt 
und nach Silben, nicht nach Hebungen und Senkungen, gezählt 
sind. Die Kunst, die Verse aus Versfüssen aufzubauen, sollte 
den Deutschen erst ein Jahrhundert später, durch Opitz, ge- 
bracht werden. Die Verse unseres ehrsamen Schusters zeigen 
überhaupt eine Einfachheit und KEinförmigkeit, welche gegen 
Platen’s metrische Kunst zbsticht, wie eine Bauernhütte gegen 
einen Palast. Dennoch stehen sie seiner Schlichtheit, Naivetät 
und Bescheidenheit wohl an, und auch wir lassen uns noch heute 
denselben Vers — wenngleich etwas freier und leichter gebaut — 
gern gefallen, wofern der Inhalt der Komik angehört. So hat 
auch der Knittelvers seine Berechtigung. Göthe bedient 
sich seiner mit vielem Glück, und wer möchte, dass Schiller 
für Wallenstein’s Lager eine andere Form gewählt hätte ? 
Dass ferner die Sprache Hans Sachsens ungefüge, roh und 
dialektisch ist, hat bei ihm nur zum kleineren Theile in dem 
niedern Stande, dem er angehört, seinen Grund. Bewegte sich 
doch sein Zeitgenosse Hutten, dessen lateinische Verse leicht 
und elegant dahinfliessen, nur höchst unbeholfen in der Mutter- 
sprache. Während bekanntlich in jenen Zeiten ein Camo&ns 
in Portugal seine Lusiaden, in Italien Ariost seinen ra- 
senden Roland und Tasso sein befreites Jerusa- 
lem sang, während in Spanien Cervantes, der unsterb. 
liche Verfasser des Don Quixote, heranwuchs: fanden -— im 
Gegensatze zu der romanischen, auf dem Boden einer alten Bil- 
dung stehenden Welt — unsere Dichter, so begabt sie auch sein 
mochten, eine seit Jahrhunderten tief herabgekommene , verwil- 
derte und rauhe Sprache vor, in welcher der schöne Gedanke 
sich nicht schön entfalten konnte. Das Wiederaufblühen der 
alten Sprachen war der deutschen Zunge noch nicht zu Gute 
gekommen, da die Humanisten in lateinischer Sprache schrieben 
und dichteten, und das grosse Ereigniss des Jahrhunderts: die 
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