250
Hans Sachs.
Gedicht wurde, und dass — bei der ausserordentlichen Leich-
tigkeit, jeden Gedanken in poetische Form zu bringen — schliess-
lich das Versespinnen und Reimen fast zur mechanischen Uebung
wurde. So ergossen sich Beide mehr in die Breite als in die
Tiefe, Rückert in kunstreichen, ja nicht selten gekünstelten For-
men, während Sachsens Verse — die Meisterlieder und einige
Iyrische Sachen natürlich ausgenommen — paarweise gereimt
und nach Silben, nicht nach Hebungen und Senkungen, gezählt
sind. Die Kunst, die Verse aus Versfüssen aufzubauen, sollte
den Deutschen erst ein Jahrhundert später, durch Opitz, ge-
bracht werden. Die Verse unseres ehrsamen Schusters zeigen
überhaupt eine Einfachheit und KEinförmigkeit, welche gegen
Platen’s metrische Kunst zbsticht, wie eine Bauernhütte gegen
einen Palast. Dennoch stehen sie seiner Schlichtheit, Naivetät
und Bescheidenheit wohl an, und auch wir lassen uns noch heute
denselben Vers — wenngleich etwas freier und leichter gebaut —
gern gefallen, wofern der Inhalt der Komik angehört. So hat
auch der Knittelvers seine Berechtigung. Göthe bedient
sich seiner mit vielem Glück, und wer möchte, dass Schiller
für Wallenstein’s Lager eine andere Form gewählt hätte ?
Dass ferner die Sprache Hans Sachsens ungefüge, roh und
dialektisch ist, hat bei ihm nur zum kleineren Theile in dem
niedern Stande, dem er angehört, seinen Grund. Bewegte sich
doch sein Zeitgenosse Hutten, dessen lateinische Verse leicht
und elegant dahinfliessen, nur höchst unbeholfen in der Mutter-
sprache. Während bekanntlich in jenen Zeiten ein Camo&ns
in Portugal seine Lusiaden, in Italien Ariost seinen ra-
senden Roland und Tasso sein befreites Jerusa-
lem sang, während in Spanien Cervantes, der unsterb.
liche Verfasser des Don Quixote, heranwuchs: fanden -— im
Gegensatze zu der romanischen, auf dem Boden einer alten Bil-
dung stehenden Welt — unsere Dichter, so begabt sie auch sein
mochten, eine seit Jahrhunderten tief herabgekommene , verwil-
derte und rauhe Sprache vor, in welcher der schöne Gedanke
sich nicht schön entfalten konnte. Das Wiederaufblühen der
alten Sprachen war der deutschen Zunge noch nicht zu Gute
gekommen, da die Humanisten in lateinischer Sprache schrieben
und dichteten, und das grosse Ereigniss des Jahrhunderts: die
Ref
Hsch
flat
D
pie
well
Ahl
terat
Kl
hahı
mit
sch“
oyhl
47107
)1
Tal
Mat
dın
aak
IT
1