Volltext: Albrecht Dürer

Nürnberg über alles. 
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soll. Ich berge Euch nicht, vielwerter Meister, daß die Stadt 
Antwerpen stolz sein würde, wenn der Name Albrecht Dürer in 
ihrer Bürgerliste stünde. So fasset denn Euren Entschluß und 
gebet mir die Zusage.“ 
Dürer stand da in der peinlichsten Verwirrung. Wollte 
man ihn denn mit Güte und Wohlwollen zuguterletzt noch gar 
erdrücken? Hieß das etwa, ihm den Abschied erleichtern? So 
glänzend auch die Verheißung war, sie anzunehmen war er 
außer stande. In Nürnberg war er festgewurzelt, an einem 
andern Ort sich wieder anzuwurzeln war für ihn ein Ding der 
Unmöglichkeit. Vermochte ihm die Fremde jemals noch die Hei— 
mat zu werden? 
Diese Gedanken bewegte er in sich, während er eine Weile 
schweigend vor dem Bürgermeister dastand, und dieser, welcher 
das stumme Überlegen zu seinen Gunsten deutete, suchte seinem 
Angebot mit wiederholter dringender Bitte nachzuhelfen. 
Da hatte sich Dürer wieder gesammelt und erwiderte: 
„Gott lohne Euch den guten Willen, den Ihr gegen mich heget. 
Meine Seele ist betrübt, daß ich Euch für so viel Gutthat mit 
einer Absage kränken muß. Ich bin ein Nürnberger Kind, Myn— 
heer, Nürnberger Luft habe ich von Kindesbeinen an geatmet, 
Nürnberger Art zu denken und zu leben ist mir eigen, so ge— 
höre ich dorthin und kann auf einem andern Boden nicht ge— 
deihen. Lasset mich in meine Heimat ziehen, Mynheer — was 
möchte Euch ein Mann nützen mit welkender Seele und ver— 
dorrender Hand!“ 
Enttäuscht und trübe schaute der Bürgermeister drein. Er 
machte keinen weitern Versuch, den Meister umzustimmen, denn 
aus dem Tone seiner Rede hörte er, daß für Antwerpen hier 
nichts mehr zu hoffen sei. Und so entließ er Dürer mit dem 
Ausdruck seines herzlichsten Bedauerns.
	        
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