Auch eine Reformationspredigt.
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hatte nach außen hin, gegenüber Kaiser, Papst und Bischöfen
eine schwierige Stellung bekommen, aber doch mit bewunderns—
werter Weisheit es verstanden, das Schifflein seines Regiments
durch alle Wogen und Klippen hindurchzusteuern.
Seinen Freund Pirkheimer aber hatte er in einer bejam—
mernswerten Lage gefunden. Der Doktor Eck hatte wirklich
Rache an ihm genommen und es beim Papste durchgesetzt, daß
in die gegen Luther geschleuderte Bannbulle noch etliche an—
dere Namen eingesetzt wurden, darunter auch der Name Wili—⸗
bald Pirkheimer. Luther, der Ritter ohne Furcht und Tadel,
hatte die päpstliche Bulle ins Feuer geworfen und damit dem
Papste kühn getrotzt — Pirkheimer fand in sich nicht den Mut,
dem Helden nachzutraben. Nachdem eine von ihm eingereichte
Appellation ohne Erfolg geblieben war, ließ er sich herbei, den
stolzen Nacken zu beugen und einen Widerruf zu thun. Von
dem Tag an war er wie gewandelt. Seine innerste Überzeu—
zung zum Opfer gebracht zu haben, dieses Bewußtsein warf
den stolzen Mann zu Boden und ließ den überdem vom Podagra
Geplagten immer mehr vereinsamen, auch die häßlichen Seiten
seines Charakters immer mehr hervortreten, daß er sich mit aller
Welt verfeindete und den wenigen noch übrigen Freunden schier
ungenießbar ward. Je mehr sich aber andere von ihm zurück⸗
zogen, desto begieriger suchte er sich die Freundschaft dessen zu
erhalten, mit welchem er von Jugend auf ein Herz und eine
Seele gewesen war. Und Dürer seinerseits ließ es auch nicht
an sich fehlen, ihn in seinen Schwächen zu tragen und mit dem
Leben einigermaßen wieder zu versöhnen.
Das aber war Dürers Schmerz, daß er sehen mußte, wie
der Freund ihm auf dem Weg des Evangeliums nicht folgte.
Es ward ihm jetzt immer klarer, daß Pirkheimers Begeisterung
für Luther nicht aus dem von der Wahrheit des göttlichen Worts