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gerade die volle Erkenntnis derselben auf den Lebens—
gang unseres Helden von größter Bedeutung gewesen sind.
Und nun wollen wir das Schifflein unserer Erzählung
wieder frisch besteigen, und wollen hoffen, daß wir durch
keinerlei Sturm allzu böse verschlagen werden.
Zwei volle Jahre lang ist Martin Behaim im Walther—
schen Hause der eifrigste Schüler des Johannes Müller
gewesen, er hat in reiferen Jahren den gelehrten Mann
selbst als den Grund- und Eckstein seines Wissens be—
zeichnet. Unzweifelhaft hat diese Zeit, allerdings erst nach
seltsamen Schicksalsfügungen, für seinen richtigen Beruf
die Richtschnur abgegeben. Freilich — was lag noch alles
dazwischen!
Nicht der Abschied von dem berühmten, erd- und
himmelskundigen Gaste Regiomontanus, so schwer das
Scheiden auch dem Martin und seinem alten Gönner Walther
fiel, war es, der in des Jünglings Leben zunächst einen
so tiefen Einschnitt machte und einen gewaltigen Um—
schwung hervorrief, sondern der schwerste Schlag, der ein
Kind, eine ganze Familie überhaupt treffen kann: der
Tod des Vaters. Kurz nachdem Herr Johannes Müller,
der einem Rufe des Papstes nach Rom zu neuen Studien
und Ehren gefolgt war, Nürnberg verlassen hatte, starb
Martin Behaim, der alte Handelsherr. Auch Johannes
Müller hat übrigens seine Abreise von der Reichsstadt
nicht lange überlebt, sondern ist am Tiberfluß schon nach
einjährigem Aufenthalt vom bösen Sumpffieber erfaßt und
dahingerafft worden.
Als der erste Schmerz um den geliebten, treuen
Vater in dem jungen Martin sich in stille Wehmut auf—
löste, sollten die ernstesten Erwägungen an den Jüngling
herantreten.