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daß er ohne Verzug nach Lissabon absegeln werde, um
vor des Königs Thron den Ungrund der Verleumdungen
darzulegen.
Und Martin Behaim trat im Juni 1506 seine letzte
Seefahrt an. Er ahnte wohl dunkel, was ihm bevor—
stand, niemals war ihm der Abschied von Weib und
Kind so schwer geworden. Die Aufregung der letzten
Zeit hatte ihn muͤrbe gemacht; halb krank schiffte er sich
im Hafen von Fayal ein; von einem schweren Gallen—
fieber ergriffen, mußte er bereits auf einer Trage ans Land
geschafft werden, als man in der Mündung des Tajo
ankerte.
Noch war er bei Bewußtsein und ließ sich in das
deutsche Hospital bringen, welches König Johann unter
Beirat und auf Anstiften des alten, nun längst verstor—
benen Leibarztes Moises für fremde Krieger und Seeleute
gestiftet hatte. Hier ist der deutsche Mann, der berühmte
Seefahrer, der Ritter des Christusordens, der gelehrte
Erd- und Himmelskundige, einsam, fern von den Seinen
am 29. Juli 1506 verstorben. Seine Leiche ward in
der Dominikanerkirche beigesetzt.
Welch ein schmerzlicher Ausgang eines großen
Mannes! Und doch hat's der große Lenker aller Men—
schengeschicke wohl mit ihm gemacht. Bei des Königs
Stimmung wider ihn hätte er wohl schwerlich mit seinem
ehrlichen Wort das Geschrei der Widersacher übertönt.
Wäre es dann für ihn ein Glück gewesen, mit dem furcht—
baren Stachel in der Brust weiter zu leben? — Und
sein Ruhm hat seinen jähen Tod überdauert.
Wir wollen nicht Abschied von dem Seefahrer und
Gelehrten Martin Behaim nehmen, ohne seines Sohnes
und der Gabe, welche dieser zu des Vaters Ruhme der