Volltext: Martin Behaim, der erd- und himmelskundige Seefahrer

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verzeichnet. Nur der Äquator führt, wie auch bei uns 
in der Gegenwart 860 Grade. Die Wendekreise, der 
nördliche und südliche Polarkreis sind angegeben, wie auch 
die sämtlichen Zeichen des himmlischen Tierkreises. Das 
ganze Werk bietet uns auf den ersten Blick einen so 
bunten, wirren, wunderlichen Anblick, wie man ihn heut— 
zutage bei Erdkugeln und Landkarten nicht gewohnt ist. 
Da ist mitten im Königreiche Gambia ein Trupp von 
braunen Mohrenfürsten abgebildet; am Kongostrand steht 
ein Beichtstuhl, darinnen ein Missionar die vor ihm 
stehenden Heiden unterrichtet, bei der Walfischbai schwankt 
auf den Wellen ein Schiff, so riesengroß gemalt, daß es 
in Wirklichkeit einen Raum wie das ganze deutsche Reich 
bedecken müßte. Und an allen Küstenpunkten von Westafrika 
flattert gar lustig die portugiesische Fahne. Auch finden 
sich überall kurze, auch wohl längere Sätze aus Behaims 
Tagebüchern unmittelbar auf dem Globus verzeichnet. 
Daß nach dem heutigen Wissen viel Irrtümliches 
auf dem Erdball zu finden ist, wer möchte sich darüber 
wundern, oder gar einen Tadel aussprechen? Die kleine 
Insel Zanzibar, die jetzt so viel von sich reden macht, ist 
wohl fünfzigmal zu groß dargestellt; Japan oder, wie es 
dermalen hieß, Zipango ist auch nicht recht getroffen. 
Unter den vielen Eilanden des indischen Ozeans wird 
noch die fabelhafte Magnetinsel aufgeführt. Von dieser 
Insel hatten die alten Seefahrer — obwohl sicher keiner 
davon etwas erlebt hatte — ganz märchenhafte Vorstel⸗ 
lungen und eine abergläubische Scheu vor ihr. Auf 
der Insel sollte der große Magnetberg sein, und man 
müßte sich hüten, in seine Nähe zu kommen, weil er 
plötzlich alles Eisenwerk aus den Schiffen heraus- und 
an sich heranzöge. Dabei müßte ja natürlich das Schiff
	        
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