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verzeichnet. Nur der Äquator führt, wie auch bei uns
in der Gegenwart 860 Grade. Die Wendekreise, der
nördliche und südliche Polarkreis sind angegeben, wie auch
die sämtlichen Zeichen des himmlischen Tierkreises. Das
ganze Werk bietet uns auf den ersten Blick einen so
bunten, wirren, wunderlichen Anblick, wie man ihn heut—
zutage bei Erdkugeln und Landkarten nicht gewohnt ist.
Da ist mitten im Königreiche Gambia ein Trupp von
braunen Mohrenfürsten abgebildet; am Kongostrand steht
ein Beichtstuhl, darinnen ein Missionar die vor ihm
stehenden Heiden unterrichtet, bei der Walfischbai schwankt
auf den Wellen ein Schiff, so riesengroß gemalt, daß es
in Wirklichkeit einen Raum wie das ganze deutsche Reich
bedecken müßte. Und an allen Küstenpunkten von Westafrika
flattert gar lustig die portugiesische Fahne. Auch finden
sich überall kurze, auch wohl längere Sätze aus Behaims
Tagebüchern unmittelbar auf dem Globus verzeichnet.
Daß nach dem heutigen Wissen viel Irrtümliches
auf dem Erdball zu finden ist, wer möchte sich darüber
wundern, oder gar einen Tadel aussprechen? Die kleine
Insel Zanzibar, die jetzt so viel von sich reden macht, ist
wohl fünfzigmal zu groß dargestellt; Japan oder, wie es
dermalen hieß, Zipango ist auch nicht recht getroffen.
Unter den vielen Eilanden des indischen Ozeans wird
noch die fabelhafte Magnetinsel aufgeführt. Von dieser
Insel hatten die alten Seefahrer — obwohl sicher keiner
davon etwas erlebt hatte — ganz märchenhafte Vorstel⸗
lungen und eine abergläubische Scheu vor ihr. Auf
der Insel sollte der große Magnetberg sein, und man
müßte sich hüten, in seine Nähe zu kommen, weil er
plötzlich alles Eisenwerk aus den Schiffen heraus- und
an sich heranzöge. Dabei müßte ja natürlich das Schiff