Volltext: Hans Sachs

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Er offenbarte ihr, daß die Jungfrau nicht feine Braut, 
jondern ihrer beider Tochter fet, die fie für tot gehalten habe; 
henfo {ei jener Süngling, der fie begleitet, ihr Sohn; beide 
Habe fein Schwager auf fein Seheiß in Bononia in aller 
Stille erzugen; er fchließt mit den Worten : 
Damit verfucht’ ih dein’ Geduld, 
Sehorfam, Treu, Lieb’, Gunjt und Huld. 
Da fand ih dein’ Gutwilligkeit 
Beftändig, faft zu aller Zeit, 
Unbeweglich feft als Stahl. 
Nun geb’ ich dir, N ya 
Mich felbft, dein’ Kinder, Chr’ und Sut 
Wieder: drum fei wohlgemut. 
Wir erfjehen au3Z diefer Daritellung, daß der Charakter 
Srifeldas feft und beftinmmt gezeidhnet ijt. Bon Anfang an 
bewährt fie fid) als das demütige gehorjame Weib. Auch 
der Charakter des Fürften zeigt eine gewiffe Folgerichtigkeit, 
indem er al3 Grund feiner Ehelofigkeit die Befürchtung an- 
giebt, daß ein Weib felten ihrem Manne gehorfam und unter- 
than fei. Deshalb ft ung die erite Prüfung, die er feiner 
Gemahlin auferlegt, einigermaßen erkflärlih; ganz gerecht- 
fertigt i{t fie jedod immerhin nicht, da er jelbft ihr das 
Zeugniö ausftellt, fie habe {ich tet befliffen, jeinen Willen 
zu fhun, 
Vergeben3 aber fragen wir unZ, warum er ihr, die 
doch jene Prüfung beftanden Hat, noch eine zweite und dann 
nach vierzehn für das Mutterherz qualvollen Jahren eine 
dritte noch graufamere auferlegt. Auf diefe Frage muß uns 
der Dichter die Antwort Jhuldig bleiben. 
Wenn fo auch die weltlichen Tragödien unferes Dichters 
feine Meiftermerke find, die fich den Schöpfungen der großen 
tragifchen Dichter, die nach Jahrhunderten erft ihn folgten, 
au die Seite {tellen dürfen, fo vergeffen wir dabei nicht, daß 
e8 die Jugendverfuche unfrer tragifhen Mufje waren, die 
nur {qQuchternm und täppifh ihre erften Schritte über die 
Bühne machte, Immerhin bleibt dem Meifter Hans der 
unverwelklidhe Ruhm, der Begründer zu fein des Dramas 
unires Molfes iiberhaupt. Und wenn e3 Kein nationales
	        
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