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VO.
Hans Zadıs als Greis, Hein CoD,
an8 Sach3 war ein jehr fruchtbarer Dichter. Die
Babhl feiner Gedichte beläuft fich nach feiner An-
gabe auf mehr al8 6000, darunter 208 dramatijche
Gedichte, über 2000 Schwänke, Fabeln und Lieder ud
ungefähr 4275 Meiftergefänge.
Wenn man bedenkt, daß diefe zahlreichen Werke nur
die Frucht feiner Mußeftunden waren und er außerdem unz
beirrt mit mehreren Gejellen fein Handwerk al Haupt-
Gefchäftigung betrieb, fo muß ung dies heweifen, über ein
wie ungewöhnlidhes Maß von Arbeitskraft unfer Dichter ver-
fügte. Freilidy machte ihm Die poetijche Zornt nur wenig
Schwierigkeiten. Seine Gedichte find fajt alle in Berfen
on 8 oder 9 Silben gefchricben, je nachdem Der Reim ein
männlicher oder weiblicher it; Der Schluß derfelben weift
meijt einen jambijchen, alfo {teigenden Rhythmus auf; jonft
befchränkt {ich der Dichter darauf, die Silben zu zählen, fo
daß oft der Wortton mit dem Veraton nicht zufammenfällt.
Die Verfe machen deshalb wegen ihrer Holprigkeit den Ein-
druck von den freien Rhythmen, die wir Anittelverfe nennen.
In der Zählung der Silben it Hans Sach? fehr genau;
»3 fommen Deshalb bei ihn Häufig zufammengezogene Wörter
vor (@G’mahl ftatt Gemahl, g’mein für gemein). Yuch ver-
wendet er viel Sorgfalt auf die Reinheit des Reims, wobei
ihm Die Freiheiten der Volfsfprache zu tatten Iamen 3. SD.
„Mon“ für „Mann“, „aufgeton“ für „aufgethan“ u. f. 1.
Kür feine Meiftergefänge hat er 13 neue Töne erjonnen:
Die Silberweis8, den güldenen Ton, die überhoch Borkweis,
die Morgenmweis, die Gefangweis, den hırzen Ton, den neuen
Ton, den bewährten Ton, dieje mit Noten; außerdem den
Hingenden Ton, den überlangen Ton, die Syruchmei8 und
den Rofenton.
Auf diefen Meijtergelängen beruht jedoch nicht feine
Bedeutung; vielmehr jind je für unjern Dichter nur infofern
von Wichtigkeit, als durch diefe Handmertsmäßige Kunft-
Fertiafeit feine poetiihe Schaffenskraft angereat worden if.