Porwonk.
Unsere schnell lebende Zeit hat auch auf die schönsten
Erzeugnisse des menschlichen Geistes — auf die Werke der
Dichtkunst ihren gewaltigen Einfluß in vielen Beziehungen
geltend gemacht. Neue Namen, vor wenigen Jahren noch
unbekannt, prangen jetzt als leuchtende Sterne plötzlich auf
den Blättern der Literarhistoriker — und vieles Creffliche,
von unsern Vätern noch werthgehalten und hochgeschätzt,
ist der jetzigen Generation fremd und gleichgültig gewor—
de — vielleicht auch für immer der Vergessenheit über—
geben.
Eine erfreuliche Ausnahme bilden hievon die aller—
dings noch immer spärlichen Gaben, mit welchen uns im
CLaufe des letzten Jahrhunderts die „Dialektdichtung“ unseres
Vaterlandes beschenkt hat. Unvergessen sind und bleiben
die alemannischen Gedichte des gemüthvollen Hebel, un—
vergessen auch die liebenswürdigen, heiteren poetischen
Ergüsse unseres Nürnbergers „Grübel.“
Wie die Vaterstadt des letztgenannten Volksdichters
in unser nüchternes, durch widrigen politischen Hader stets
aufgeregtes und gestörtes Cagestreiben hereinschaut mit
ihren alten ehrwürdigen Kirchen und Rathhäusern, ihren
stolzen Heimstätten mächtiger Patrizier — als ein unvergäng—
liches Wahrzeichen einstigen wehrhaften Bürgerthunis und
gedeihlichen Wohlstandes: so führen uns Grübel's Gedichte
bon dem lauten lärmenden Markt der Gegenwaärt hinweg
in die stille trauliche Familienstube des alten Nürnberger
Gewerkmeisters, wo sich der wackere Bürger nach des
Tages CLast und Mühe in harmlosem Scherz und gutmüthiger
Stichelrede mit Hausgesind und Nachbarn ergötzt.
Grübel ist ein echtes Kind der alten Reichsstadt, über
deren Weichbild er im Laufe seines Lebens nur selten hinaus—