Originalmanuseripte des Dichters selbst und eine Vergleichung der
späteren, gedruckten Ausgaben mit diesen. Allein dieselben befinden
sich zur Zeit in den Händen des durch die Bearbeitung Sachsischer
Werke und Fragen bekannten Prof. Edm, Götze in Dresden; und
die in der Nürnberger Stadtbibliothek aufbewahrten Handschriften,
welche Emil Weller als Autographa rühmt, *) enthalten nach Götzes
Urtheil keine Zeile von des Meistersängers Hand. **)
Zum zweiten war nöthig, um mit Gewissheit bestimmen zu
können, was allein dem Einfluss Luthers zugeschrieben werden dürfe,
dass vorher dessen sprachliche Eigentümlichkeiten und sein Ver-
hältniss zum gemeinen Deutsch aufs genaueste festgestellt seien,
was jedoch durch die bereits über einschlägige Fragen verfassten
Arbeiten noch nicht ausreichend geschehen ist; ***) oder aber dass,
ohne solche Basis, die Sprache des H, S. streng umgrenzt werde,
sowohl zeitlich durch Aufsuchen dessen, was sie von dem früheren
und dem späteren Stande des gleichen oder verwandter Idiome un-
terscheide, als auch räumlich durch Aussonderung dessen, was sie
mit den umgebenden Mundarten oder den gleichzeitigen Kanzleien
gemeinsam habe. Der verbleibende Rest liefse sich dann leichter
auf seinen weiteren Gehalt prüfen. Indessen — eine Arbeit von solcher
Ausdehnung erforderte mehr Zeit und Raum, als der Abfassung
einer Gelegenheitsschrift, in deren Rahmen diese Blätter zunächst
aufgenommen werden sollen, vergönnt ist. — So müssen sich denn
weiter greifende Pläne, von verschiedenen Seiten gehemmt, vorerst
auf bescheidenere Grenzen zurückziehen und der Verfasser, wie alle,
die Gröfseres erwarten, vorliceb nehmen mit einem Probegriff in
einen so reichhaltigen Vorrath.
*) Hans Sachs, eine Bibliographie (1868), p. 1X.
**) So in Schnorrs Archiv für Litt,- Geschichte VII 280 f. — Götze vermu-
thet, dass Gottsched alles mit fortgenommen habe, was damals noch,
vom Dichter geschrieben, sich in Nürnberg vorfand.
*#*) Ein Ansatz dazu ist gemacht von E. Opitz, Über die Sprache Lu-
thers (1869), daran anknüpfend von Ph, Dietz in der Einl. zum Wörterb.,
zu Dr. M. Luthers deutschen Schr. (1870); A. Lehmann (1873) zieht
mehr das Syntactische in Betracht, Fr. Wetzel (1859) die altertümli-
chen Ausdrücke, G. W. Hopf (1847) u. a. das Verhältniss der Veber-
setzungen zum Urtext und der Ausgaben unter einander; G, Kie/sling
(Programm v. Zschopau 1876) das Verhältniss zum Mhd. —