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Reptile und Sensationsskribenten.
wurde, in Malberg (so) war, dann ließe sich sicher der Weg zur ganzen Sache
finden. — Ich selbst würde, wenn man es wünschte, gerne den Weg zur
Ermittelung bieten, und zwar mit Verzichtleistung Alles und jedes Interesses.
Die Verfolgungen gegen mich von badischer Seite haben bis auf diese
Stunde noch nicht aufgehört ... Auch wäre ich vielleicht im Stande, ich
sage vielleicht, eine Abschrift, auch wo möglich Originalien herbeizuschaffen
und zwar ein Aktenstück, wie es in den letzten Lebensjahren Carl Friedrichs
mit dessen Unterschrift und Siegel zuging. Nun verehrter Herr Staatsrath
hege ich zu Sr. Maj. dem weisesten König die allerunterthänigste Bitte,
es möchte Sr. Maj. gefallen, mir das bayerische Indigenat huldreichst er—
theilen zu lassen.
Mich dero u. s. w.
W. Becht.“
Gemeint in dieser rohen Anschwärzung ist Johann Heinrich
David von Hennenhofer aus Gernsbach (1793—51850), ein
Emporkömmling, geschmeidiger Hofmann, intelligenter Diplomat,
einflußreicher und gewandter Geschäftsmann in Uniform, ohne je im
aktiven Heere gedient zu haben.“)) Hennenhofer wäre ein Typus
für Dickens, noch mehr aber für Thackeray gewesen! In der Jugend
Kommis einer Buchhandlung zu Mannheim, wurde er durch seine
schöne Handschrift in weiteren Kreisen bekannt. Am 25. April 1812
wurde er als Feldjäger nach Karlsruhe berufen und vorzugsweise
als Kabinettskurier verwendet. Er war es, der 1812 als Kabinetts—
kurier die Nachricht von dem Tode des erstgeborenen Sohnes des
Großherzogs Karl dem Kaiser Napoleon in das Lager nach Wilna
überbrachte. Infolge seiner Gewandtheit war er 1828 bis zum
Direktor der diplomatischen Sektion im Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten gestiegen und geadelt worden. Die nach der Juli—
revolution 1830 freiere Presse griff den in die reaktionäre Farbe
schillernden langjährigen Günstling heftig an, sodaß er sich schließlich
deranlaßt sah, um seine Pensionierung einzukommen. Er erhielt sie
den 15. Juni 1831 mit der Erlaubnis, die Uniform von der Suite
der Artillerie zu tragen, lebte erst etliche Jahre in Mahlberg bei
1) Vgl. über ihn K. A. Varnhagen von Enses Denkwürdigkeiten, IN. S. 81,
und Fr. von Weech, Badische Biographieen, J. (Heidelberg 1875) S. 300 -363.