Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Wunder und Ideale. 
ausgestreut von einem Erbschaftsprätendenten, welcher über die Succession 
in die Güter jenes Grafen mit ihrem dermaligen Besitzer in einen merk— 
würdigen Prozeß verwickelt war, welcher, wie ich glaube, vor einiger Zeit 
durch Vergleich erledigt worden ist. — Wenn einige Zeit noch verflossen 
ist, wird man wohl allerdings unsern Kaspar in Begleitung eine Reise 
machen lassen. Dermalen ist dieses noch darum nicht wohl thunlich, weil 
er allzugroße Furcht äußert, sobald man sich mit ihm weit von Nürnberg 
entfernt. Was Tiedge über das Wiedererkennen des Wächters durch bloßen 
Geruch äußert, ist mir sehr wahrscheinlich. Neulich machte man mit Kaspar 
einen Spaziergang vor die Stadt. Als er in eine gewisse Gegend kam, 
klagte er über einen entsetzlichen Gestank und bat, daß man mit ihm um— 
kehren möge. Es war der noch sehr weit entfernte Kirchhof, der auf 
Kaspar diesen Eindruck gemacht hatte. Möge dieser Brief Sie Verehrteste! 
bei besserer Gesundheit treffen, als der Ihrige Sie verlassen hat.“ 
Den 15. Mai 1830 schrieb Feuerbach an Hitzig: 
„Wenn ich Sie nur noch einmal wiedersehe, was wollten wir beide 
nicht über den allermerkwürdigsten aller merkwürdigen Kriminalprozesse, der— 
gleichen in Jahrtausenden vielleicht nicht ein einziges Mal vorgekommen, 
über meinen lieben, wunderbar rätselhaften Findling, Kaspar Hauser, ver— 
handeln! Seit Jahren ist er der erste und wichtigste Gegenstand meines 
Beobachtens, Forschens und Sorgens; meiner höchsten Teilnahme als 
Mensch, Gelehrter und Staatsbeamter. Wenn es im Saturn menschen— 
ähnliche Wesen gäbe und durch irgend ein Wunder solch ein Saturn— 
bürger mitten in die weite und (damals noch?) freie Reichsstadt Nürnberg 
plötzlich herabversetzt würde, so wäre gewiß die Frage: woher? welcher 
Abkunft? kein größeres Rätsel, als es bis jetzt noch dieselben Fragen bei 
K. H. sind. Es ist ein Phänomen, das gleichsam aus sich selbst geboren, 
außer allem regelmäßigen Naturzusammenhang, in sich selbst abgeschlossen 
da steht,“ 
Schließen wir dieses Kapitel mit einem Glaubenszeugnis des 
Freiherrn von Tucher ab: „So wie ich diesen Menschen gefunden 
und geschildert habe, mit seiner natürlichen, unmittelbaren Reinheit 
und Selbstbewußtlosigkeit (I), gab er im vollkommensten () Grade 
das Bild des ersten Menschen im Paradiese vor dem 
Sündenfall!“ Diese Ungeheuerlichkeit ist auch im Original unter— 
strichen worden.
	        
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