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hatte, den grossen Marktplatz der Stadt und schmückte ihn später 
mit der wirkungsvollen Pyramide des „Schönen Brunnens“, einem 
kleinen Meisterwerke der gotischen Bauweise. Der Kaiser selbst 
stiftete 1355 die liebliche Marienkirche auf diesem Platze an der 
Stelle der alten Synagoge, versah sie mit Priestern und bestimmte sie 
aller Wahrscheinlichkeit nach als den Ort der Weisung der Reichs- 
heiltümer. Vorher schon — etwa um 1340 — hatte die St. Lorenz- 
kirche ihr kunstvolles Portal erhalten, von 1361 bis 1377 wurde 
der neue Chor von „St. Sebaldmünster“ erbaut. Dann hatte aber 
schon früher — 1332 bis 1339 — Konrad Gross, der reichste Nürn- 
berger Bürger, bei dem wiederholt Kaiser Ludwig als Gast weilte; 
das Spital zum h. Geist erbaut und ausgestattet, eine bedeutende 
Stiftung, die heute noch im Sinne des Stifters ihre segensreiche 
Wirksamkeit entfaltet. Im Westen der Stadt erhob sich 1360 das 
Pilgrimspital St. Martha. 
So entwickelt sich um diese Zeit die Stadt aus der Fülle der 
ihr innewohnenden Kraft, wie wir es später in dem Masse nicht 
mehr beobachten können. 
Im Anschluss an den Handel erstarkt dann auch das Gewerbe. 
Aus der freien Kunst, dem freien Handwerk heraus, das für jeden, 
der da will, einen weiten Spielraum zur ungehinderten Bethätigung 
seiner Kräfte bietet, entwickelt sich nach und nach, verschiedene 
Stufen durchlaufend, das geschlossene, geschworene Handwerk 2). 
Eine Störung dieser friedlichen Entwicklung tritt durch den 
Handwerkeraufstand von 1348/49 ein. Die Erhebung ist in ihren 
Anfängen eine rein politische. Nach dem Tode Ludwig des Bayern 
steht der Rat auf der Seite Karls IV., während die Handwerke in 
ihrer Mehrzahl für das Haupt der bayerischen Partei, Markgraf 
Ludwig, den Brandenburger, eintreten. Sie lassen ihn mit seinen 
Gewappneten in die Stadt, vertreiben unter Mitwirkung von An- 
gehörigen des Patriziats den Rat, bemächtigen sich des Regiments 
und führen die Zunftverfassung ein, die dem älteren, wie jüngeren 
Nürnberger Handwerksleben fremd war. Nachdem die bayerische 
Partei sich mit dem König wieder ausgesöhnt, setzt dieser an Stelle 
des Handwerkerrats, der sich den Ausschreitungen und Zügellosig- 
keiten gegenüber kaum noch zu halten vermag, den Patrizierrat 
wieder ein und stellt die alten Zustände wieder her. In seiner 
') Über Handwerk und freie Kunst in Nürnberg s. meine Aufsätze in der 
bayer. Gewerbezeitung 1890, No. 1, 2, 12, 14 und 15. 1891 No. 9, 10 und 24.
	        
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