Kaspar von Wessenig.
nehmen nach, wegen der Bedrohung mit einem Kriminalprozeß wegen
Betrugs an einer dahier sich aufhaltenden Frau Antonie Schmidt
von hier abwesende und, wie verlautet, flüchtige angebliche Haupt—
mannswitwe Caroline Albersdorf (nicht von Albersdorf),
geborene Graham, keinen guten Leumund hat.“ Diese ,‚Lady C. Graham“
ist die durch die Initialen des Buchtitels als „Witwe C. Gräfin von
Albersdorf“ angedeutete litterarische Hochstaplerin. Nach den Authen⸗
tischen Mitteilungen (wo S. 17 etliche ihrer Denunziationen auf⸗
gezählt werden) hat sich die Albersdorf „in der zudringlichsten Weise
in die Hausersche Untersuchungssache eingedrängt.“ Schon im Jahre
1829 machte sie in Nürnberg die Anzeige, daß „Frau Major von
Redwitz die Mutter des unglücklichen Kaspar Hauser sein dürfte.“
Dieser Klatsch führte zu vergeblichen gerichtlichen Aufnahmen durch
das österreichische Kreisamt Elbogen, das den 26. März 1830 an
das Kreisgericht in Nürnberg schrieb: „Was die Frau von Albers—
dorf selbst betrifft, so ist man in der Lage eden von jener Zeit her
über sie aktenmäßige Auskünfte zu geben, welche sie sehr unvorteil—
haft charakterisieren und besonders ihre Wahrheitsliebe und Glaub—
würdigkeit einem gerechten Zweifel unterwerfen. Anna Maria Karoline
Gräfin v. Albersdorf kam im August 1811 von Prag nach Wien;
ihrer Angabe nach war sie 41 Jahre alt, zu Dower in England ge—
boren, war Tochter des Herzogs von Montrose, Oberstallmeisters des
Königs; ihr Ehegatte v. A. soll früher in österreichisch-kaiserlichen,
sonach aber in kurfürstlich-bayrischen Diensten gestanden und im
Jahre 1797, nachdem sie bereits längere Zeit von ihm geschieden
war, im Felde geblieben sein.i) Über alle diese angegebenen Familien—
1) Bei ihrer beeidigten Vernehmung vom 11. Dezember 1829 gab sie ihre
Generalia so an: „Ich heiße Maria Carolina v. Albersdorf, bin reformierter Reli—
zion, 60 Jahre alt, ich bin in England geboren, lebte früher bald da bald dort,
wohne nunmehr aber seit drei Jahren in Nürnberg. Seit 17 Jahren (in 1812
zu Wien schon seit 15 Jahren!) bin ich Witwe des Hauptmanns v. A., vormals
ii kaiserlich-österreichischen, zuletzt in königlich-preußischen (also nicht mehr, wie
1812 in Wien, in kurfürstlich-bayrischen!) Diensten. Sie unterschrieb: „Caroline
b. Albersdorf.“ (Ebenso bei ihren Vernehmungen zu Ansbach, unbeeidigt am
22. Ott., eidlich am 28. Nov. 1835; bei ihren unbeeidigten Vernehmungen aber
vor dem Juftizminister zu München am 18. Februar und vor dem Stadtgericht Regens—
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