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Feuerbach wohl mit Recht großes Vertrauen schenkte, hatte
sich zu der Ansicht bekehrt, daß Kaspar nicht der badische
Thronerbe sei. Es tauchte jetzt die Vermutung auf, er sei
der Sohn des Domherrn v. Gutenberg und der noch in
Gotha lebenden Dorothea Königsheim. Feuerbach betrieb
mit Eifer die diesbezüglichen Nachforschungen und gab in
seinen Briefen zu verstehen, er halte es für wahrscheinlich,
Kaspar sei der Sohn eines katholischen Geistlichen. Einer
der fanatischsten Verteidiger von Hausers badischem Prinzen—
tume, G. F. Kolb, sieht freilich in Feuerbachs Schritten
betreffs der Gothaer Vermutung eine Komödie, die den
Zweck hatte, Eberhardt auf unrichtige Wege zu bringen. Ein
solcher Zweck ist doch einfach zu kindisch, um derartige
Maßregeln zu veranlassen. Ferner erwähnt Lord Stanhope
eine Aeußerung Feuerbachs, wonach er zu der Ansicht ge—
kommen ist, Hauser sei ein Betrüger gewesen. Herr v. Artin
wird freilich auf Mitteilungen Stanhopes nichts geben, da
er diesen, gleich Hickel, für einen der Hauptverbrecher an
Hauser hält. Dabei aber möchte ich daran erinnern, daß
Feuerbach den englischen Grafen lange Zeit sehr in Ehren
gehalten hat und ihm noch 1832 seine Schrift „Kaspar
Hauser, Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des
Menschen“ gewidmet hat. Erst in letzter Zeit scheint er an
ihm irre geworden zu sein. Danach müßte Feuerbach für
Herrn v. Artin, der doch soust auf ihn baut, ein schlechter
Menschenkenner sein. Ob Feuerbach am Ende seines Lebens
eine bestimmte Ansicht über Hauser besessen hat, wissen wir
nicht. Sein vorzeitiger Tod hinderte ihn daran, sich des
weiteren darüber zu verbreiten.
Prüfen wir jetzt Kaspar Hausers Aussagen über sein
bisheriges Leben im Zusammenhange mit dem Eindrucke, den
er bei seinem Auftreten in Nürnberg machte. Nach seiner
Behauptung hatte er, solange er zurückdenken konnte, sich in