Volltext: Führer durch Nürnberg für die Teilnehmer an der 14. Hauptversammlung des Bayerischen Volksschullehrervereins

Soziale Fürsorge 
abteilung vom städtischen Lebensmittelamt abgetrennt und ebenfalls der Lebens mittelkarten⸗ 
stelle angegliedert. 
Kartenausgabestellen. Durch die Eingemeindung von Ziegelstein in die Stadt Nürn— 
berg am 1. August 1920 wurden für diesen Vorort und die Siedelungen J und II in dem 
neuerrichteten 36. Bezirk die Lebensmittelkarten abwechslungsweise in den in Ziegelstein 
gelegenen Wirtschaften Pfann und Geier ausgegeben. 
Zu Beginn des Jahres 1021 sah sich die Nürnberger Lehrerschaft behufs Wiederauf— 
nahme des vollen Schulbetriebes genötigt, die Mitwirkung bei der Kartenausgabe einzustellen. 
Etwa 700 -800 Lehrer und Lehrerinnen (einschl. der Handarbeitslehrerinnen) hatten sich 4 Jahre 
lang, und zwar an 73 Kartenausgabeterminen, in hervorragender, ganz zuverlässiger 
Weise bei der Kartenausgabe beteiligt und sich damit ein wesentliches Verdienst für die Durch— 
führung der der Stadt auferlegten kriegswirtschaftlichen Maßnahmen erworben. Für diese 
verdienstvolle Mitwirkung wurde einstimmig der Dank des Staͤdtrates zum Ausdruck gebracht. 
Anstelle der zurückgetretenen Lehrerschaft waren dann zu jeder Ausgabe außer den sonstigen 
ehrenamtlichen Helfern noch jeweils 500 600 städtische Beamte und Angeitellte heranzuziehen. 
11. Mehl- und Brotversorgung. 
Allgemeines. Die Brotversorgung vollzog sich im Jahre 1920 im Zeichen strengster 
Zwangswirtschaft, da ohne diese an ein weiteres Durchhalten nicht zu denken gewesen wäre. 
kine der traurigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Brot— und Mehlversorgung bildete 
aber vor allem die ungenügende Getreideablieferung. Hatten wir schon 
bei der vorjährigen Ernte darunter zu leiden, so blieb die Ablieferung im Berichtsjahre in einem 
großen Maße hinter der Pflicht zurück. Die Gründe hierfür waren nicht zum wenigsten auf das 
zunehmende Schleichhandel-und Wucherunwesen zurückzuführen. Es wurden 
von den sogenannten Schiebern und Hamsterern ungeheuere Preise bezahlt. Daß unter solchen 
Umständen die Bemühungen der maßgebenden Stellen den größten Schwierigkeiten begegnen 
mußten, lag klar auf der Hand. Es bedurfte allen Aufwandes, von den ländlichen Kommunal- 
verbänden Getreidelieferungen zu erhalten, um auch nur einigermaßen den Anschluß an die neue 
Ernte zu erreichen. Leider hat sich weder das Reich noch die Staatsregierung zu einem energischen 
Vorgehen gegen die säumigen Ablieferer aufraffen können. Anstatt daß sie mit hohen Strafen 
vorgegangen wäre, hat sie die Landwirte durch Erhöhung der Getreidepreise, durch ausgedehnte 
Fortgewährung von Frühdruschprämien und am Ende durch Aussetzung von hohen Abliefe— 
rungsprämien auf gütlichem Wege zur Ablieferungspflicht zu bewegen versucht. 
Beschaffung der Ware. Die Sonderstellung Bayerns auf dem Gebiete der Brot- und 
Mehlversorgung blieb auch im FJahre 1020,/21 aufrecht erhalten. Die amtlichen Verteilungs- 
stellen bedachten uns wieder vorwiegend mit Getreide und nicht mit Mehl, ausgenommen die 
Lieferung von Ersatzmehlen und Auslandsmehlen. Hierzu kam noch die Ernte innerhalb des 
Staͤdtgebietes. Nachstehende Aufstellung gibt einen kleinen Überblick über den tatsächlichen 
Getreideeingang innerhalb des Berichtszeitraumes. 
Von der Bayr. Landes-Getreidestelle Aus dem Anbau im 
zugewiesen abgeliefert 
Weizen 262263 Str. 1746 3tr. 264 009 8tr. 
Roggen 2181131, 5358 , 223 471, 
Gerste 178 141, F 175 141, 
zus. 655 517 Ztr. 7104 Ztr. 662 621 8tr. 
Zur Verarbeitung des für Nürnberg erforderlichen Getreides mußten, da die hiesigen 
Mühlen nicht imstande waren, die Vermahlung allein zu bewältigen. auswärtige Bertrags—
	        
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