Volltext: Führer durch Nürnberg für die Teilnehmer an der 14. Hauptversammlung des Bayerischen Volksschullehrervereins

— 110 
Grosse und kleine Städte richten heute Elektrizitätswerke ent- 
weder selbst ein oder erleichtern privaten Veranstaltungen die Anlage 
solcher nach Thunlichkeit, ohne gewisse Vorteile, welche das Gemeinwesen 
aus solchen Unternehmungen zu ziehen vermag, ausser Acht zu lassen, 
Die Stadtgemeinde Nürnberg hat schon im Jahre 1884 die 
Frage behandelt, gleichzeitig mit der Herstellung einer elektrischen 
Beleuchtungsanlage für das Stadttheater auch den umliegenden Teil 
der Stadt, und zwar sowohl städtische wie private Gebäude, mit 
elektrischem Strome zu versorgen. Aber man konnte damals weder 
über Umfang einer solchen Anlage, noch über System und geeignete 
Bauplätze schlüssig werden, obwohl die Stadtgemeinde schon damals 
in dem Gründer der heutigen Weltfirma Schuckert einen sachver- 
ständigen Berater und in der Vorgängerin dieser Gesellschaft ein 
Institut ersten Ranges in ihren Mauern hesass, dessen Intelligenz und 
Unternehmergeist gerade in Nürnberg die Elektrotechnik zur höchsten 
Stufe der Vollendung geführt hat, 
Die Frankfurter elektrotechnische Ausstellung vom Jahre 1891 
gab der Angelegenheit einen neuen Anstoss, und nun war es der erst 
kurz vorher an die Spitze der städtischen Verwaltung getretene erste 
Bürgermeister Dr. v. Schuh, welcher im September 1892 in einem 
wohlbegründeten Antrage darlegte, wie in neuester Zeit namentlich 
der Wechselstrom für städtische Elektrizitätswerke nicht nur im Aus- 
'ande, sondern auch in verschiedenen deutschen Städten zur Verwendung 
gekommen sei, Als neueste Erscheinung hob er namentlich den 
Umstand hervor, dass gar manche Stadtverwaltungen Bau und Betrieb 
von Elektrizitätswerken nicht mehr Privatunternehmungen überlassen, 
sondern für eigene Rechnung bethätigen. Hiedurch werde eine Reihe 
von Schwierigkeiten und Bedenken beseitigt, welche solche Privat- 
unternehmungen für die städtischen Verwaltungen mit sich bringen. 
Letztere gewinnen, wenn sie die Elektrizitätswerke selbst errichten, 
nicht nur von Anfang an einen grösseren Einfluss auf die Gestaltung 
des Entwurfes, sondern sie können auch mehr für eine entsprechende 
und solide Ausführung desselben sorgen und den Betrieb lediglich 
nach den bestehenden Bedürfnissen regeln, ganz abgesehen davon, 
dass der zu erhoffende Gewinn ausschliesslich der Stadt zu Gute kommt, 
So begann die Stadtgemeinde Nürnberg zu Anfang des Jahres 
1895 selbst den Bau eines grossen Wechselstromwerkes, welches nach 
dem Projekte des Ingenieurs Oscar von Miller in München im Mai 
[8936 in Betrieb kam und sein Netz nach allen Richtungen des da- 
+pi 
a 
"Al 
Ze 
5 
BE 
In
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.