Volltext: Führer durch Nürnberg und Umgebung

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Schutzengel und alle Heiligen müssen ihn noch in den geistlichen 
Streit begleiten, denn 
«Ich vrochte [= fürchte] sere der duvel häd» (V. 134). 
In den Schlussversen. kommt die Sehnsucht nach Erlösung 
aus dem Streite, nach dem Lande des Friedens in rührenden 
Worten zum Ausdruck. 
So schallen also aus Schrift und Predigt, Gebet und Lied 
die Töne des geistlichen Streites in die Welt hinaus. Gern be- 
zeichnet man sich selbst als einen geistlichen Ritter, so der damals 
berühmte Tübinger Mathematiker Stöffler (Zucker S. 88), oder 
wendet diesen Titel als hohe Ehrung für andere an, so Jacob 
Wimpheling, der dem um 1496 verstorbenen Basler Scholas- 
tiker Heynlin von Stein ein besonderes Lob ausstellen will mit 
den Worten: „Wie ein mutiger Glaubensritter stand er stels ge- 
rüstet im Streit und focht manchen harten Strauss aus‘‘.! 
In der eben genannten Dichtung des Friedrich von Hennen- 
berg wie in manchen andern Quellen der Zeit findet man eine 
so. eigenartig realistische Weiterspinnung des paulinischen Gleich- 
nisses von den Waffen und der Rüstung des geistlichen Ritters, 
dass man den Eindruck hat, da müsse noch ein anderer Vor- 
stellungskreis hereinspielen, aus dem man fort und fort neue An- 
regungen schöpfte. Ich vermute, dass dies die gleichzeitig sich 
entwickelnde Gedankenwelt vom Idealbilde des welt- 
lichen Ritters ist, die sich ebenfalls in allegorischen Dicht- 
ungen der gleichen Zeit zu krystallisieren beginnt, jene ro- 
mantische Verherrlichung des Rittertums, wie sie nach verschie- 
denen Vorläufern des 15. Jahrhunderts schliesslich am Beginne 
des 16. Jahrhunderts im „Theuerdank‘“‘ Kaiser Maximilians ihre 
monumentale Verkörperung fand. Auch der Ritter Theuerdank 
hat sich mit drei Feinden herumzuschlagen, die in ihm selber 
lebendig sind, Fürwitz, Unfall und Neidelhart. Für die bedeutungs- 
volle Auslegung der einzelnen Waffen und Rüstungsstücke des 
Ritters, wie sie, durch die paulinische Quelle von vornherein 
veranlasst, in der Litteratur über den geistlichen Ritter mit Vor- 
liebe gehandhabt wird, findet sich eine ganz überraschende Paral- 
1 De arte impressoria 23.
	        
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