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als Hagestolz, teils als alter Hausfreund, die junge
Mutter leben lassen, und Karoline war sehr, sehr
glücklich.
Stand fie auch all den Jugend- und Kindheits—
erinnerungen der Rottmannschen Geschwister und
Antonies fern, konnte sie nicht mitlachen, verstand
sie nicht kleine Neckereien und Anspielungen, so war
sie doch Herrin des Hauses jetzt und für die Zukunft,
saß sie doch zur Seite des Vaters, der sie mit zärt—
licher Aufmerksamkeit umgab und, wie sie wohl
fühlte, viel wärmer und inniger liebte als die vor—
nehme Schwägerin.
Sebastian Rottmann hatte in stillem Glücksge⸗
fühl die Wellen der Freude um sich branden lassen;
er hatie den Worten, die dem Kinde, der Mutter
galten, gelauscht mit dem müden Behagen eines, der
eine weite Wegstrecke hinter sich hat. Nun griff er
zum Glas und stand auf, und sofort verstummten
alle Stimmen, alles Lachen.
„Meine lieben Kinder, ein paar Worte an
Euch, für Eure Zukunft, für Eure Kinder. Schon
seid Ihr in die Reihe derer getreten, die nicht mehr
nur für sich bauen und pflanzen, die schon der
Früchte gedenken, die den Kindern werden sollen,
des Schattens, der sie vor der allzu heißen Sonne
schützen wird. — Eine Taufe ist ein Tag der Jugend,
ein Tag, der dem Kommenden gehört. Auch wir
Alten, die wir so verlockend finden, zurückzuschauen,
denken dann nur vorwärts, wir blicken nach Licht
und Sonne aus, nach der Wetterecke, wo die Wolken
aufsteigen können. Wir blicken aber auch prüfend
nach den Grundmauern des Hauses, ob sie dauern
werden in Sturm und Gefahr, wir betrachten mit
schärferem Blick noch als sonst die Erde, ob sie