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mehr als Haupt der zahlreichen Familie zurück. Im Jahre
1502 wurde er in der Ratscanzlei angestellt und erwarb sich
hier die grösste Geschäftskenntnis. 1516 wurde er unter die
Genannten des grösseren Rates aufgenommen 1). Er war unter
bescheidenem Namen der Urheber und Lenker fast aller Be-
schlüsse ?). Spengler war nahe befreundet mit Wilibald Pirk-
heimer, dem berühmten Humanisten, der schon als solcher im
Gegensatz zu Dr. Eck stand und durch seine Parteinahme für
Luther sein persönlicher Feind wurde. Durch Pirkheimer wurde
Spengler und der Rat selbst plötzlich ınitten in die reformato-
rische Bewegung gezogen. Es erschien nämlich nach Eck’s
angeblichem Siege in der Leipziger Disputation eine Schmäh-
schrift, Eckius dedolatus, als deren Verfasser man mit Recht
Pirkheimer vermutete; auch eine deutsche Bearbeitung dieser
Schrift kam unter dem Titel „Der gehobelte Eck“ heraus. Eck
rächte sich, indem er auf die gegen Luther und seine Anhänger
erwirkte Bannbulle auch die Namen Pirkheimer’s und Spengler’s,
des angeblichen Verfassers des deutschen gehobelten Eck, setzte.
Hierdurch sollte zugleich die Stadtregierung compromittiert und
in Verlegenheit gesetzt werden; die persönliche Sympathie ihrer
meisten Mitglieder für die Sache Luther’s war ja bekannt. Einige
Worte über den Charakter dieses Regimentes mögen daher hier
Platz finden.
Dasselbe befand sich nach der Niederkämpfung der Zünfte
faktisch in der Hand der patricischen Familien, deren es damals
26 gab 3). Die eigentliche Leitung hatte der kleine Rat, aus 42
Mitgliedern bestehend, nämlich aus 26 Bürgermeistern, 13 alten
und 13 jüngeren, von denen je einer 4 Wochen lang als Frager
den Vorsitz führte, aus 8 zugeteilten Patriciern, „die alten Ge-
nannten“, und 8 Handwerkern. Den Kern bildeten die 13 älteren
Bürgermeister; aus diesen gingen die 7 „Elteren Herren“, der
eigentliche Regierungsausschuss, hervor; die drei Obristhauptleute,
nämlich der erste und zweite Losunger, die Verwalter der Fi-
nanzen, und der Kriegshauptmann bildeten die Spitze dieses
Ausschusses. Die Würde des ersten Losungers bekleidete da-
mals der lutherisch gesinnte Ant. Tucher. Nach seinem baldigen
Tode rückten seine beiden Collegen in der obersten Behörde
auf, zwei der bedeutendsten Männer, der praktische, scharfsinnige
Hieronymus Ebner, ein lauterer, höchst gewissenhafter Charakter.
‘) Nach dem summarischen Auszug vom Herkommen des Spengler-
schen Geschlechtes, 1625 von L. Spengler verfasst, bei Hausdorff, Lebens-
beschreibung des Lazarus Spengler, Nürnberg 1741, S. 5 ff. 2?) Came-
rarius, vita Melanchthonis ed. Strobel S. 101 ff. ?) Wagenseilii de sacri
Rom. imp. libera civitate Norimbergensi commentatio, Altdorf 1697:
S. 191 ff... Bericht Scheurl’s.